Was macht Schweizer Design heute aus? Nach wie vor Funktionalität und Innovation, aber auch die Lust, mit Farben, Formen und Materialien zu experimentieren.
Laura Sattin
Die Liebe zum Glas wurde ihr in die Wiege gelegt: Laura Sattins Grosseltern – und später auch ihre Eltern – betrieben seit den 1940er-Jahren ein Geschäft in Vicenza, in dem sie Kronleuchter und Objekte aus Muranoglas verkauften. Während ihres Architekturstudiums in Venedig arbeitete die Designerin an einem Glasset, mit dem sie gleich einen Wettbewerb gewann. Seither ist viel Schönes aus Glas entstanden, immer in enger Zusammenarbeit mit erfahrenen GlasbläserInnen aus Murano oder der Schweiz. Da die Wahl-Baslerin ihre Objekte von Hand anfertigen lässt, sind sie alle Unikate und auf der Unterseite signiert und datiert. Zusätzlich legt sie ein Faltblatt bei, das die Kollektion vorstellt und das Handwerk kurz erklärt.
Nadja Stäubli
Vor zwölf Jahren gründete Nadja Stäubli das Label Schönstaub. Ein Rechtsstreit veranlasste die erfolgreiche Marke zu einem Rebranding. Der neue Name Sula ist eine Hommage an die verstorbene Mutter der Desig-nerin, die Ursula hiess. Auch in der Designwelt des Zürcher Labels gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Für die Teppichkollektion «Tropicana» liess sich Nadja Stäubli von ihren Reisen in tropische Destinationen inspirieren. Die exotische Flora und Fauna mit ihrer beeindruckenden Farbenpracht und Vielfalt bot das perfekte Motiv für ihre Kamera. Vier Aufnahmen von Palmen und Kakteen wurden zu Teppichen aus 100 Prozent Kunstseide. Die beeindruckende Webtechnik mit drei Millionen Knoten pro Quadratmeter sorgt für ein fotorealistisches Ergebnis.
Dimitri Bähler
«Port» ist nicht die erste Zusammenarbeit zwischen dem Westschweizer Designer und dem japanischen Holzmöbelhersteller. Der Garderobenständer überzeugt durch formale Schlichtheit, aber auch durch seine handwerklich hochwertige Ausführung – Werte, die sowohl hierzulande als auch in Japan Tradition haben. Dimitri Bähler betreibt seit zehn Jahren sein eigenes Studio in Biel. 2014 präsentierte der ECAL-Absolvent seine Entwürfe zum ersten Mal einem internationalen Publikum an der Messe Imm in Köln. Seitdem hat er viel erreicht und für Marken wie Hay, Atelier Pfister oder Moustache gestaltet.
Nadine Ottawa
Studio Norma ist das Label von Nadine Ottawa. Die studierte Produktdesignerin aus Zürich arbeitete in den letzten Jahren hauptsächlich als Modefotografin, fand dann aber doch zu ihren beruflichen Anfängen zurück. Sie hegt eine Leidenschaft für die Arbeit mit Ton. Auf verschiedene Projekte für die Hotellerie und Gastronomie wie das Restaurant Modo und die Bar Sacchi in Zürich oder das Hotel du Mouton in Porrentruy folgte im vergangenen Jahr eine Ausstellung in der Zürcher Galerie Okro. Seither sorgt sie mit ihren in der Schweiz handgefertigten Wandleuchten aus Keramik und Eichenholz auch in privaten Räumen für stimmungsvolles Licht.
Wiedemann
Mettler
Pascale Wiedemann und Daniel Mettler arbeiten seit 2001 zusammen. Jüngst gelang es dem deutschen Möbelhersteller Walter Knoll, das aus Graubünden stammende Künstlerpaar für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Ihre limitierte Kissenkollektion sehen Wiedemann Mettler als «textiles Kunstwerk» mit einem «Einfluss auf Räume, wohin Bilder nicht reichen». Dabei wird das Textil nicht eingefärbt, wie man vielleicht auf der ersten Blick meinen könnte. Vielmehr wird dem Stoff durch eine spezielle Technik Farbe entzogen. Die so entstandenen Sujets rufen tatsächlich ganz eigene Bilder hervor und erinnern an fliegende Luftballons oder Werke von Mark Rothko.
Stephan Hürlemann
«Imma» heisst das neuste Möbelstück, das Stephan Hürlemann für den Schweizer Möbelhersteller entworfen und im September an den Zurich Design Weeks vorgestellt hat. Dreieinhalb Jahre hat der Architekt und Designer an der neuen Stuhlfamilie gearbeitet, deren prägendes Element die Kreuzzarge ist. Die massive Konstruktion ersetzt die umlaufende Zarge und sorgt zusammen mit den geschwungenen Hinterbeinen und der verleimten Rückenlehne für hohe Stabilität. Ungewohnt für den Schweizer Hersteller: «Imma» gibt es nicht nur in Schwarz und naturbelassen, sondern auch in vielen Farben wie Hellgelb, Leuchtendrot oder Hellblau.
Claire Burgy
Hinter dem jungen Label Feu steht eine Moderatorin des Westschweizer Fernsehens RTS. Claire Burgy entdeckte ihre Leidenschaft für Ton bei Béatrice Deschenaux, einer der wenigen Keramikerinnen in der Westschweiz, die das Drehen von Porzellan lehrt. Im Alter von 40 Jahren verspürte die Journalistin das Bedürfnis, sich kreativ zu betätigen. Das Ergebnis ist eine Serie von Tellern, Vasen und Schalen mit zarten Konturen, die Claire Burgy manchmal mit Gold- oder Platinglanz veredelt. Fotos: Nathaniel Baruch.
Mehr Schweizer Design gibt es in der Ausgabe 03•04/24 vom Magazin RAUM UND WOHNEN zu entdecken.
Text: Kirsten Höttermann
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 03•04/24