Auf dem Teppich geblieben

Dank Familienunternehmen wie dem der Zollanvaris fliegt der Perserteppich nicht nur durch orientalische Märchen, sondern liegt uns auch in Europa in seiner ganzen Schönheit zu Füssen.

Ein echter Gabbeh braucht seine Zeit, denn die Frauen der Nomadenstämme im Iran knüpfen ihn zusätzlich zur Hausarbeit.
Ein echter Gabbeh braucht seine Zeit, denn die Frauen der Nomadenstämme im Iran knüpfen ihn zusätzlich zur Hausarbeit.

«Wo dein Teppich liegt, da ist dein Heim», lautet ein persisches Sprichwort. Was kluge Kaufleute bereits im 19. Jahrhundert dazu veranlasste, Stücke mit exotischen Motiven und fantasievollen Bildwelten über die Landesgrenzen Persiens hinaus zu verkaufen. In dieser Zeit begann auch der Urururgrossvater von Ramin Zollanvari, mit dem kostbaren Gut zu handeln. Das war im Basar von Shiraz, denn erst sein Enkel sollte die Firma 1947 offiziell gründen und in Folge auf der ganzen Welt bekannt machen. «Er handelte mit südpersischen Geweben aller Art, entdeckte beispielsweise auch den sogenannten Gabbeh, einen Teppich, den die Nomadenstämme Persiens traditionell für ihre Bettstatt knüpfen», erzählt Ramin Zollanvari. Er selbst ist in Basel geboren, denn sein Vater Reza zog in den 1980er-Jahren in die Schweiz und siedelte die europäische Niederlassung zuerst im Freilager in Albisrieden, später in Embrach an. Schon seit der Gründung des Unternehmens handelt die Fami-lie nicht nur mit Geweben und Teppichen, sondern produziert diese auch selbst. Dabei kennt sie die gesamte Wertschöpfungskette, weiss genau, wo die Wollfäden herkommen und betreibt mit grossem Stolz eine eigene Färberei, in der ausschliesslich mit umweltfreundlichen, pflanzlichen Farbstoffen von hoher Qualität gearbeitet wird. «Es sind traditionell die Frauen, die aus dieser Wolle die kostbaren Teppiche knüpfen», erklärt Ramin Zollanvari. Bis zu 13 000 arbeiten über die Dörfer verteilt für das Unternehmen. Ehe beispielsweise ein echter Gabbeh fertig ist, dauert es fünf bis sechs Monate. Dabei verarbeitet jede der Nomadinnen ihre eigenen Symbole und interpretiert Motive jeweils anders. «Manche von ihnen knüpfen völlig frei», erklärt Ramin Zollanvari, «andere bekommen lediglich Farb-vorgaben. Und wieder andere fertigen spezielle Muster nach Vorlage. Aber auch hier gibt es leichte Abweichungen, die der Handarbeit und der künstlerischen Freiheit geschuldet sind.»
Im Gegenzug ist die Qualität der Gabbehs immer gleich hoch, denn sie wird mehrfach kontrolliert, zuletzt in Teheran, wo die Teppiche gewaschen werden und ihren letzten Schliff erhalten. Von hier aus gelangen sie über den Embraport nach Europa und schliesslich in unsere Wohnzimmer, wo sie uns nicht nur prächtig zu Füssen liegen, sondern unsere Ansprüche an moderne Wohnlichkeit mit dem traditionellen Handwerk der Nomaden verknüpfen.

ZOLLANVARI.COM

Ramin Zollanvari arbeitet bereits in sechster Generation für das Familienunternehmen und hat vor kurzem die Leitung der US-amerikanischen Abteilung übernommen, nachdem er mehrere Jahre auf dem chinesischen Markt tätig war.
Ramin Zollanvari arbeitet bereits in sechster Generation für das Familienunternehmen und hat vor kurzem die Leitung der US-amerikanischen Abteilung übernommen, nachdem er mehrere Jahre auf dem chinesischen Markt tätig war.
Die Wolle für die Gabbehs kommt aus der hauseigenen Färberei des Unternehmens und wird ausschliesslich mit natürlichen Pflanzenfarben eingefärbt. 
Die Wolle für die Gabbehs kommt aus der hauseigenen Färberei des Unternehmens und wird ausschliesslich mit natürlichen Pflanzenfarben eingefärbt. 
Die Verschmelzung der Ästhetik südpersischer Stämme mit zeitgenössischen künstlerischen Strömungen steht im Mittelpunkt von «Dreamtime Chants», eine Kollektion, die Zollanvari anlässlich des 75-jährigen Firmenjubiläums lancierte.
Die Verschmelzung der Ästhetik südpersischer Stämme mit zeitgenössischen künstlerischen Strömungen steht im Mittelpunkt von «Dreamtime Chants», eine Kollektion, die Zollanvari anlässlich des 75-jährigen Firmenjubiläums lancierte.

Text: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 05•06/22

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