Die Sterne standen günstig, als sich Agostino Moroso 1952 selbständig machte. Damals dachte er sicher nicht daran, eine weltweit bekannte Marke für exklusives Möbeldesign zu gründen. Vielmehr wollten er und seine Frau Diana einfach das produzieren, was sich die Menschen in der Nachkriegszeit wünschten: bequeme und bezahlbare Polstermöbel.
Happy Birthday, Moroso!
Nachdem das Paar die ersten Sofas und Sessel noch in der
Werkstatt des eigenen Wohnhauses fertigte, wurde das Unternehmen in nur
wenigen Jahren so gross, dass der Platz nicht mehr ausreichte. Die
Produktion zog nach Tavagnacco in die Via Nazionale 60, wo sich noch
heute der Hauptsitz von Moroso befindet. Siebzig Jahre später gehört
das Familienunternehmen nicht nur zu den bekanntesten Designmarken,
sondern auch zu den ungewöhnlichsten. Zu verdanken ist das allerdings
nicht nur dem Gründerpaar, sondern auch seinen Kindern Roberto und vor
allem Patrizia. Letztere entpuppte sich schon früh als personifizierter
Inspirationsquell und zählt zweifelsohne zu den bekanntesten Design
Talent-Scouts der vergangenen 20 Jahre. Als Absolventin der
Kunstakademie in Bologna verhalf Patrizia Moroso dem wirtschaftlich
angeschlagenen Familienunternehmen ab Mitte der 1980er-Jahre als
Artdirektorin zu neuer Blüte, indem sie aussergewöhnliche Talente um
sich scharte, die nicht selten aus anderen Gebieten wie dem der Grafik,
Kunst oder Mode kamen. Viele DesignerInnen haben sehr jung schon für
Moroso entworfen - genannt seinen exemplarisch nur Patricia Urquiola,
Marcel Wanders, Ron Arad oder Sebastian Herkner, der 2011 am Salone
Satellite das erste Mal mit Patrizia Moroso in Kontakt kam. Sie alle
erweiterten das Portfolio des Unternehmens um viele Produkte, Techniken
und Materialien und trugen zu seinem Ruf als Kultmarke bei. Nicht wenige
Möbel sind preisgekrönt und stehen in Museen wie dem MoMa in New York.
Mit Grund, denn während andere noch aktuellen Trends nachjagen und erste
Outdoormöbelkollektionen vorstellen, denkt man bei Moroso immer schon
einen Schritt weiter. Letztes Jahr holte das Unternehmen das schwedische
Duos Front an Bord und damit die Natur ins Haus. Die Möbel, die
aussehen wie nachgebildete Landschaften, fanden ihr Publikum an der Art
Miami/Basel. Am Salone in Mailand gab es eine einfachere Version der
Idee namens «Pebble Rubble» zu bestaunen, für die eigens 16 neue
Textilien entwickelt wurden. Wir gratulieren zu so viel Mut und
Weitsicht und natürlich auch zum grossen Jubiläum!
MOROSO.COM
Text: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 06•07/22