Mailand, April, irgendwo zwischen Espresso und Endorphin: Wer sich in diesen Tagen durch die Strassen der lombardischen Metropole treiben liess, fand sich im schönsten Ausnahmezustand wieder. Die Design Week hat Mailand erneut in ein Kaleidoskop aus Installationen, wohlklingenden Namen und schimmernden Schaufenstern verwandelt – und die Redaktion von RAUM UND WOHNEN war mittendrin, stets auf der Suche nach dem Funken, der aus Inszenierung echtes Staunen macht. Hier unsere Highlights aus der Stadt.
Poetischer Tanz
Auf der Piazza des Hotels Portrait Milano erwachte «Drift Us» zum Leben: Hier inszenierte das niederländische Duo Studio Drift für Autohersteller Audi eine Installation aus 22 leuchtenden Objekten, die auf jeden Schritt der BesucherInnen reagierten und sich wie Halme im Wind wiegten. Die Installation verwandelte die Szenerie in ein zart pulsierendes Meer aus Licht und Bewegung: Ein poetischer Tanz von Natur und Technik, der den Raum mit einer fast magischen Präsenz erfüllte.
Design meets Kino
Roche Bobois feierte in Mailand die Liaison von Design und Kino: Der Regisseur Pedro Almodóvar entwarf mit der Marke eine Kollektion, in der Farbe zur Leinwand wird. Ob die neuen Farben von Sofa «Bubble» – direkt aus Almodóvars Farbpalette - oder das wiederaufgelegte «Lounge»-Sofa, das mit Filmplakaten zum Gesamtkunstwerk mutiert – hier verschmelzen Möbel und Filmerbe zu einer Hommage an die Lebensfreude, die auch Almodóvars Filme prägt.
Sinnliche Welt
Im Palazzo Molteni verwob Vincent Van Duysen Liberty-Ornamentik mit neoklassizistischer Strenge zu einem urbanen Organismus, der weder Museum noch Showroom ist, sondern Labor für die Alchemie von Design und Stadt. Hier, zwischen avocadofarbenem Marmor und kaffeebraunem Eichenholz, präsentiert Molteni&C sein 90-jähriges Erbe als sinnliche Entdeckungsreise – sieben Stockwerke, auf denen italienischer Wohnrausch ins Monumentale gesteigert wird, ohne den intimen Flüsterton der Mailänder Palazzi zu verlieren.
Playtime
Im prachtvollen Palazzo Serbelloni präsentierte Louis Vuitton erstmals seine Home Collection – eine Welt aus Möbeln, Leuchten, Geschirr und sogar Flipperautomaten und Plattenspielern. Die Kollektion erweitert die ikonischen «Objets Nomades» um neue Entwürfe von namhaften DesignerInnen. Ein gelungenes Debüt, für das man gleich mal Schlange stehen musste.
Emotionales Manifest
Matteo Thun und Antonio Rodriguez zeigten in einer Zusammenarbeit mit dem Magazin Marie Claire Maison Italia eindrucksvoll, wie Teppiche nicht nur Räume, sondern auch Stimmungen verweben. Mit «Trilocale – La Casa dell’Architetto» verwandelten die Architekten die historischen Räume der Villa Reale in eine sinnliche Wohnlandschaft, in der die Teppiche von Object Carpet eine Hauptrolle spielten. In vier monochromen Zimmern wurden Farbe, Material und Haptik zu emotionalen Erzählern. Foto Gionat Xerra Studio.
Weitgereist
«Diseña con las Manos» mit in Guatemala entworfenen und handwerklich hergestellten Objekten war eine von mehreren Länderpräsentationen bei Alcova.
Weitere Präsentationen in Mailand sowie Möbelneuheiten vom Salone del Mobile werden in der Ausgabe 06•07/25 vom Magazin RAUM UND WOHNEN vorgestellt.
Text: Jasmin Jouhar
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 06•07/25