Mit dem recycelbaren Stuhl «Bell» läutet Konstantin Grcic neue Zeiten für den klassischen Monobloc-Stuhl ein und setzt damit dessen negativem Image ein Ende.
Herr Grcic, was war speziell an der Entwicklung des «Bell Chair»?
Die Arbeit an «Bell» war mehr, als nur einen Stuhl zu entwerfen. Sie bot uns die Gelegenheit, sich mit aktuellen Problemen auseinanderzusetzen. Der Stuhl ist aus Kunststoff, was grundlegende Fragen aufwarf. Wir haben uns nicht nur mit der Verwendung recycelter Kunststoffe befasst, sondern auch über die allgemeine Position des Unternehmens zum Thema Nachhaltigkeit diskutiert. Von Beginn an involvierten wir einen hochspezialisierten Hersteller von Kunststoffen, der dann auch diese neue Art von nachhaltigem Polypropylen entwickelte, die momentan nur für den «Bell Chair» verwendet wird.
Wie lautete Ihre Aufgabe?
Es ging darum, einen Stuhl zu entwickeln, der für alle erschwinglich ist und nicht mehr als 65 Euro (ohne MwSt.) kostet. Er sollte trotzdem hochwertig sein, technisch bis in das Detail ausgeklügelt, nachhaltig im Material und natürlich wirtschaftlich produziert. Die Lösung – in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht – war es, so wenig Material wie möglich einzusetzen und doch das richtige Gleichgewicht zwischen Technologie, Leistung und Ästhetik zu finden.
Warum entschieden Sie sich für Kunststoff?
Das brachte der Preis mit sich. Natürlich haben wir uns gefragt, ob die Welt überhaupt noch einen weiteren Stuhl aus Kunststoff braucht. Anfangs war ich ziemlich kritisch. Doch dann erkannte ich schnell die grossartige Gelegenheit, die sich mit der Wahl dieses Materials für das Projekt bot. Der Bedarf an Stühlen, die erschwinglich und vielseitig sind, war da, das Angebot aber entweder billig oder zu exklusiv. Der Durchbruch gelang uns dann mit einem hochwertigen recycelten Material, welches aus Industrieabfällen gewonnen wird. So kann Magis den Abfall, der bei der eigenen Möbelherstellung anfällt, in ein neues Produkt verwandeln.
Sehen Sie eine Vorbildfunktion des Projekts für die Möbelindustrie?
Ich hoffe, dass «Bell» eine Veränderung im Bewusstsein der Branche bewirken wird. Unser Projekt zeigt, dass man auch anders vorgehen kann, als heute üblich. Deshalb wollen wir allen zeigen, wie wir gearbeitet haben, welche Materialien wir verwendeten und sind auch bereit, über Dinge zu sprechen, die wir nicht erreichen konnten. In diesem Sinne könnte das Projekt durchaus ein Beispiel für eine neue, zukünftige Herangehensweise sein.
Bezugsquelle:
Magis
über: Blugo GmbH
3000 Bern 6
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 09/2020