Im Rampenlicht

Üblicherweise stehen sie hinter der Linse und shooten Fotos für unsere Wohn- und Architekturreportagen. Und das manchmal schon seit vielen Jahren. In dieser Ausgabe mit dem Dossierthema «Damenwahl» wollen wir sie für einmal hinter der Kamera hervorholen und ins Rampenlicht stellen. Fünf Fotografinnen, die den Blick fürs Wesentliche sowie das Auge fürs Schöne haben und im richtigen Moment abdrücken. Wir sagen: Vorhang auf, Licht an!

© Fotografie von Gaëlle Le Boulicaut.
© Gaëlle Le Boulicaut

Gaëlle Le Boulicaut

Sie liebt das Gefühl, das man hat, wenn man einen Raum betritt. Wenn Gaëlle Le Boulicaut ins Schloss von Versailles kommt, in die Glaspyramide des Louvre oder einfach in eine Wohnung in Paris, taucht sie in diese Räume ein, denkt an die Menschen, die vor ihr dort waren und was sie in dieser Atmosphäre empfunden haben. Dieses Gefühl versucht die Französin in ihren Bildern wiederzugeben. Vielleicht ist es genau das, was bei den BetrachterInnen eine angenehme Sehnsucht auslöst. Aufgewachsen ist die Fotografin in der Bretagne, wo sie heute noch ein Zuhause am Meer hat. Ihr zweites Zuhause ist Paris. Spezialisiert hat sich Le Boulicaut auf Innenräume und Architektur, die sie hauptsächlich für Wohnmagazine in Szene setzt. Dabei lässt sie sich, wie beim Shooting für das Hotel So/Paris, gern von Malern wie Edward Hopper inspirieren. Das Spiel von Licht und Schatten, deren Veränderung während der verschiedenen Jahreszeiten sind Dinge, die in ihren Bildern immer wieder eine grosse Rolle spielen. Für ihren ersten grossen Auftrag durfte Le Boulicaut nach Sidney reisen, um ein preisgekröntes Appartement zu fotografieren. Das war 1999 und sie war damals noch relativ unerfahren und nur die zweite Wahl, aber der Auftrag für das Magazin Marie Claire sollte zum sogenannten Startschuss für ihre Karriere werden. «Ich habe Menschen auf die Fotos gesetzt, weil ich nicht wusste, dass man Innenräume leer fotografieren sollte, und sie haben es geliebt.»

GAELLELEBOULICAUT.COM

© Fotografie von Anne-Catherine Scoffoni.
© Anne-Catherine Scoffoni

Anne-Catherine Scoffoni

Die gebürtige Französin war zehn, als sie ihre erste Kamera in der Hand hielt. Sie hatte die kleine «Rollei 35S» ihres Vaters stibitzt und in dem Moment war es um sie geschehen. Obwohl sie schon immer Fotografin werden wollte, gab sie dieser Leidenschaft vorerst nicht nach und studierte stattdessen Hospitality Management. Ihr Beruf führte sie an Orte wie London, Dubai, Kapstadt und Barcelona. Ein festes Zuhause fand sie schliesslich in Berlin, eine Stadt, die sie auch künstlerisch inspiriert. Fotografie ermöglicht Scoffoni, sich selbst und ihre Gefühle auszudrücken, das Kind zu bleiben, das in allem Magie sieht und Geschichten erzählt. Mit ihrer Hilfe hält sie Momente fest, die sonst keiner sehen kann. Angefangen hat die Fotografin mit Reisefotografie. Heute fängt sie am liebsten Innenräume und Menschen ein. Portraits liegen ihr besonders am Herzen, «weil sie die Persönlichkeit einer Person vor Ort offenbaren». Die Schwierigkeit sieht sie darin, eine Verbindung zu jemandem aufzubauen, den sie gerade erst kennengelernt hat. Ihre grösste Belohnung? Wenn sich ihr Gegenüber in diesem Bild erkennen kann.

ACSCOFFONI.COM

© Fotografie von Ladina Bischof.
© Ladina Bischof

Ladina Bischof

An der Fotografie liebt sie vor allem die Reduktion. Und das Spiel zwischen Distanz und Nähe, währenddessen doch alles sehr flüchtig bleibt. Deshalb ist für Ladina Bischof jede Begegnung, jede Aufgabe immer wieder neu. Das fordert sie heraus und lässt Neues entstehen. Durch ihre Arbeit bekommt die Wahl-St.Gallerin Einblicke dort, wo sie ihr normalerweise verwehrt bleiben. Das will sie in ihren Bildern festhalten und mit anderen teilen. Ihre Einflüsse sind vielseitig, sie findet sie in Filmen, aber auch beim Blick aus dem Zugfenster. Bischof ist jemand, die ihrer Umgebung sehr viel Aufmerksamkeit schenkt. Atmosphären, Momente, das Licht, das Spiel mit ihrem Gegenüber – der Versuch, dies in die Fotografie zu übertragen und in ein einziges Bild zu packen, faszinierte sie schon immer. Ihren Fokus legt sie auf Portraits und Architektur mit dokumentarischem Ansatz. Welcher Auftrag sie besonders beeindruckte? Den einen gibt es nicht. «Es sind die Menschen, die mir gegenüber sitzen und die mich aufgrund ihres Seins und Tuns immer wieder unglaublich beeindrucken und inspirieren.»

LADINABISCHOF.CH

© Fotografie von Birgitta Wolfgang Bjørnvad.
© Birgitta Wolfgang Bjørnvad

Birgitta Wolfgang Bjørnvad

Mit 14 bekam sie ihre erste Kamera und wollte sie gar nicht mehr aus der Hand geben. Es war wohl nur logisch, dass sie sich zur Fotografin ausbilden liess. Im Anschluss studierte sie fünf Jahre lang bei einem dänischen Portrait- und Künstlerfotografen. Bevor sie sich der Interior-Fotografie widmete, war sie im Bereich Mode und Design tätig. Birgitta Wolfgang gefällt der Gedanke, dass jedes Interieur anders und sehr persönlich ist. Dies versucht sie in ihren Bildern auszudrücken. Dabei lässt sich die Kopenhagenerin gern von den Menschen inspirieren, deren Wohnräume sie fotografiert. Aber auch Kunst, Natur und Design regen sie zu ihren Arbeiten an. Für ihr erstes grosses Shooting engagierte sie die Modemarke Diesel. Danach arbeitete die Fotografin für Marken wie Louis Poulsen oder Lexington. «Architektur wie auch Innenräume können sehr überraschen», sagt sie. «Ich glaube, mit einem Foto kann man eine ganze Geschichte erzählen.»

BIRGITTAWOLFGANG.COM

© Fotografie von Patricia Perinejad.
© Patricia Parinejad

Patricia Parinejad

Geboren in Deutschland, aufgewachsen im Iran, pendelt Patricia Parinejad nach längeren Zwischenstationen in Frankreich und den USA heute zwischen Mallorca und Berlin. Sie spricht sechs Sprachen fliessend und hat mit der Fotografie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Ihre Leidenschaft ist das Reisen und für die Bilder dieser Reisen interessierten sich bald auch die grossen Wohnmagazine. Parinejad fotografiert hauptsächlich Hotels der Luxusklasse, aber auch Interieurs, Architektur, Reisegeschichten und Wildlife. Ihr erster Auftrag für die Elle Decoration führte sie nach Beijing und zur Chinesischen Mauer. An der Fotografie liebt sie vor allem den besonderen Moment. Sie fängt Details ein, sucht die Seele eines Projektes, die ihrer Meinung nach nur allzu oft übersehen wird. Inspiration sucht sie vor allem in der Natur. Und wie findet sie ihre Motive? «Sie finden mich, ich suche nicht, sondern sie passieren einfach. Ich sehe Dinge anders.»

PATRICIAPARINEJAD.COM

Text: Kirsten Höttermann und Ursula Bünter
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 02/23•03/23

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