In schlicht-schönen Interieurs vereint Nicole Niederberger gekonnt klare Linien, Hell-Dunkel-Kontraste und gegensätzliche Oberflächen. Wir haben die Besitzerin des Einrichtungsgeschäfts «Niste» in Kriens um eine Küche gebeten, die ganz ihrem Stil entspricht. Ihr Konzept? Sie reduziert die Dinge auf das Wesentliche, setzt auf Funktionalität und Einfachheit, ohne dabei auf Wohnlichkeit zu verzichten.
Nicole, warum setzt Du in deiner Auswahl ganz auf skandinavisches Design?
Ich mochte den nordischen Stil bereits sehr früh. Es hat mich immer fasziniert, wie schlicht und gleichzeitig wohnlich-gemütlich die Skandinavier einrichten. Die Dinge, die ich verkaufe, kommen übrigens nicht alle aus Dänemark oder Schweden. Ich führe bei Niste über 70 verschiedene Marken. Das Geheimnis: Alles passt so gut zusammen, als käme es aus einer Hand.
Wie sollte eine Küche für Dich sein?
Je schlichter und einfacher sie ist, umso besser kann man sie später mit schönen Objekten bespielen. Ich finde es schade, dass heute alles versteckt und integriert wird. Die Küche wirkt dann wenig lebendig. Es gibt so tolle Geräte und Küchenutensilien – und die kleinen Dinge machen am Ende doch den Unterschied.
Du hast Dich für geschlossene Fronten entschieden...
Ob offen oder geschlossen, für mich hat beides seine Berechtigung. Küchen mit offenen Regalen kann man wunderbar bestücken, aber man muss auch bedenken, dass dann vom Geschirr bis zur Vorratsdose wirklich alles zusammenspielen muss. Für mein Moodboard habe ich geschlossene Fronten gewählt, weil die ausgesuchten Accessoires hier umso mehr ihre Wirkung entfalten. Im wahren Leben spielt auch der Raum eine entscheidende Rolle. Wohnt man sehr offen, können offene Regale auch schnell sehr wild wirken.
Farblich bewegst Du Dich eher Ton-in-Ton?
Ja, auch hier setze ich eher auf schlichte Natürlichkeit. Aber es darf nicht langweilig werden. Drei, vier Dinge dürfen ganz Ton-in-Ton zusammenpassen, aber dann sollte auch etwas kommen, was das Ganze aufbricht. Sonst hat man schnell das Gefühl, es fehle etwas. Schwarze Accessoires zum Beispiel können das. Sie sind nach wie vor ein sehr wichtiges Element, um Akzente zu setzen und geben der Gestaltung einen echten Kick.
Einen weiteren Kick gibst Du mit der Haptik der Produkte. Hast Du bewusst ganz gegensätzliche Oberflächen ausgewählt?
Wer viel mit natürlichen, schlichten Elementen gestaltet, weiss, wie wichtig schöne Oberflächen sind. Sie machen neugierig und laden dazu ein, sich die Dinge genauer anzuschauen, sie auch zu berühren. Und sie rufen immer auch den (Hand-)Arbeitsprozess ins Gedächtnis, der hinter den Möbeln oder Accessoires steckt.
Legst Du Wert auf die Nachhaltigkeit von Produkten?
Ja, aber meine Auswahl beschränkt sich nicht darauf. Ich finde es super, mit Labels zu arbeiten, die ökologisch unterwegs sind. Die Skandinavier sind da schon sehr weit. Aber prinzipiell stelle ich die Nachhaltigkeit von Produkten nicht über ihre Optik. Schliesslich sollen meine KundInnen ja auch lange Freude an den Dingen haben. Und das geht nur, wenn sie ihnen gefallen. Für mich auch eine Form von Nachhaltigkeit.
NISTE
Baarhocker «Cabin», Design: Morten Bo Jensen.
Schneidbrett «Yami».
Service «dishes to dishes», Design: Glenn Sestig.
Mehr Einrichtungsideen für die Küche gibt es im Magazin RAUM UND WOHNEN. Die Ausgabe 02•03/22 lässt sich online bestellen.
Text: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 02•03/22