«Die Natur gibt es vor»

Seit über 30 Jahren plant und baut Theo Zbären Küchen für eine exklusive Kundschaft. Im Interview mit RAUM UND WOHNEN verrät er, warum die Griffe zurück sind und die Menschen wieder auf echte, authentische Materialien setzen.

«Eine offene Küche kommt unserem Lebensstil entgegen.»
«Eine offene Küche kommt unserem Lebensstil entgegen.»
Theo Zbären, Inhaber Design Küchen Gmbh.
Theo Zbären, Inhaber Design Küchen Gmbh.

Herr Zbären, Sie bauen hochwertige Küchen und planen ganze Raumkonzepte. Was erwartet uns in Sachen Küche im Jahr 2024?
Theo Zbären, Inhaber Design Küchen Gmbh: Die Menschen fragen wieder nach echten, ehrlichen Materialien. Eine Zeit lang wollten alle Keramik. Heute geht es wieder zurück zu Holz und Naturstein. Gewachsene Materialien bringen einfach die Emotionalität mit, die im Moment gesucht ist. Das hat mit den Pandemiejahren zu tun. Jeder musste wieder lernen, zu Hause zu leben. Und plötzlich war die Schönheit und Authentizität der Dinge mindestens genauso wichtig wie ihre Funktion. Nun ist die Pandemie zwar vorbei und die Menschen reisen wieder mehr, aber sie schätzen das «schöne Wohnen» weiterhin.

Ist die Küche von heute offen oder geht der Trend zurück zum geschlossenen Raum?
Ich bin davon überzeugt, dass die Küche ein integraler Bestandteil des Wohnens bleibt. Sie sinnvoll im Wohnraum zu platzieren, ist Aufgabe der Architektur. Die Küche im geschlossenen Raum wird so schnell nicht wieder kommen. Im Gegenteil: Früher war es oft so, dass «die Kochende» in der Küche war und «der Gesellige» im Wohn- oder Essbereich. Das hat sich glücklicherweise geändert. Heute kochen die einen zusammen, während die anderen noch beim Aperitif sind oder schon am Tisch sitzen. Dieses veränderte soziale Verhalten hat die Küchenarchitektur beeinflusst. Eine offene Küche kommt unserem Lebensstil entgegen. Und solange das so ist, wird die Küche ein offener Raum bleiben.

Die Landhausküche ist zurück. Kommen mit ihr auch die Griffe zurück?
Wenn Sie mich fragen, ist die Zeit der grifflosen Küche langsam vorbei. Wir werden älter und wollen die Dinge nicht bedienen, indem wir mit dem Finger darüberstreichen oder mit der Hüfte draufdrücken. Auch wenn uns die Hersteller etwas anderes erzählen: Wir wollen die Dinge wieder sicher in die Hand nehmen und sehen, dass sie funktionieren. Deshalb sind wir auch nicht auf eine bestimmte Gerätemarke fixiert. Natürlich braucht es ein grosses Know-how, um den KundInnen die Unterschiede zu erklären. Eine Beratung allein in diesem Bereich kann gut und gerne drei Stunden dauern. Trotzdem halte ich sie für unverzichtbar. Die Leute müssen wissen, dass es neben der Touchfunktion noch etwas anderes gibt.

Wo Sie die Geräte ansprechen: Hier kommt immer mehr Technologie zum Einsatz. Ist es sinnvoll, wenn man den Geschirrspüler mit einer App steuern und das Innere des Kühlschranks mit einer Kamera kontrollieren kann?
Es stimmt, die Geräte sind in den letzten Jahren viel technischer und digitaler geworden. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass immer mehr Männer leidenschaftlich gerne kochen. Aber natürlich nicht jeden Tag. Für sie ist es in der Regel keine Pflicht, sondern eine Kür. Und es sind auch meist Männer, die Küchengeräte entwickeln. Sind diese Entwicklungen immer sinnvoll? Bestimmte Dinge wie die Kamera im Kühlschrank werden kommen. Ob wir wollen oder nicht. Dabei wäre ein richtig grosser Kühlschrank, in dem ich den Überblick behalte und deshalb weniger wegwerfe, viel sinnvoller. Ich selbst habe eine neue Küche mit den modernsten internetfähigen Geräten. Das WLAN habe ich schon nach einer Woche abgeschaltet. Neue Technologien können aber auch Sinn machen. Zum Beispiel, wenn ich über Photovoltaik Strom beziehe und der Geschirrspüler dann automatisch läuft, wenn Strom produziert wird.

Welche Farben empfehlen Sie?
Wie bei den Materialien würde ich auch bei den Farben auf Natürlichkeit setzen. Erdtöne, sanfte Grüntöne, damit fühlen sich die Menschen wohl und das gefällt ihnen auch am längsten. Die Natur gibt es vor. Man entspannt sich ja auch, wenn man durch den Wald geht.

In der Natur gibt es aber auch kräftige Farben...
Ja, das stimmt natürlich. Aber die leuchtenden Farben verbinde ich lieber mit einem Bild, mit einer Uhr – mit etwas, das man verändern kann. Ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen nicht die nächsten 20 Jahre auf eine gelbe Küche blicken wollen. Gewisse Dekorationsgegenstände oder eine Wandfarbe kann ich rascher und auch günstiger wechseln.

DESIGN KÜCHEN

Mehr Küchentrends gibt es in der Ausgabe 02•03/24 vom Magazin RAUM UND WOHNEN zu entdecken.

Interview: Kirsten Höttermann
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 02•03/24

Artikel teilen

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln.

Notwendige Cookies werden immer geladen