Kein Vorplatz, keine Hotelzufahrt. Es ist, als ob man dieses Juwel suchen müsste, das sich hinter jahrhundertealten Klosternmauern im Städtchen Arco verbirgt. Wer es findet, dem offenbart sich hier ein Hotel samt Garten Eden, das seinesgleichen sucht – das Monastero Arx Vivendi.
Unsere Schritte hallen durch den 50 Meter langen, saalartigen Flur im
ersten Stock, fast ehrfürchtig schreiten wir über den alten Steinboden,
den jahrhundertelang nur die Nonnen des Monastero delle Serve di Santa
Maria betreten haben. Rechts und links lassen die originalen
Holzflügeltüren der «Celle» das Leben hinter den dicken Klostermauern
noch erahnen. Heute befinden sich hier luxuriöse Zimmer, die aus jeweils
zwei Zellen zusammengelegt wurden. Handgehobelte Eichenböden,
massgefertige Himmelbetten und eine monochrome Farbgestaltung in
gedeckten Naturtönen sowie ein grosszügiges Bad machen jedes Zimmer zu
einer Oase der Ruhe – anzukommen fällt uns nicht schwer. Der Blick aus
den Fenstern unseres Zimmers fällt auf den üppigen Klostergarten und das
hoteleigene Spa mit dem beheizbaren Aussenpool. Verlockend, sich hier
zwischen Zitruspflanzen, Lavendelbüschen und Granatapfelbäumen zu
verlieren und das Dolce far niente zu geniessen. Einen ersten Blick auf
den «Garten Eden» erhaschten wir bereits bei der Anfahrt, als sich das
grosse automatische Tor aus der Klostermauer schob, um den Weg in die
Tiefgarage freizugeben; mit jedem Zentimeter mehr offenbarte sich uns
das Anwesen hinter den Mauern in seiner ganzen Pracht und gab den ersten
Blick auf das Hotel, das Spa und den wunderschönen Garten frei.
Von der Garage führt ein Lift ins Erdgeschoss, von wo aus ein
umlaufender Kreuzgang zur Rezeption sowie zum Frühstücksraum, zur Lounge
und zur Honesty-Bar führt. Überall ist der Charme des alten Gemäuers
erhalten geblieben; mit den originalen Stuckarbeiten, den Holztüren und
den imposanten Kreuzgewölben. Auf diesem Geschoss entdeckt man auch den
mit Granatäpfeln verzierten alten Torbogen, denen im Arx Vivendi eine
besondere Bedeutung zukommt; die Frucht, Symbol für Leben, Schönheit und
Fruchtbarkeit, taucht im Hotel immer wieder auf – unter anderem im
Logo, im Spa oder als Baum im wunderschönen Klostergarten.
Ruf des Klosters
«Es
war diese besondere Energie, die einen umgab, wenn man diese
altehrwürdigen Mauern betrat, und natürlich der grosse, damals noch
verwilderte Garten», erinnert sich Steffi Happacher, die zusammen mit
ihrem Mann Manuel Mutschlechner vor rund drei Jahren durch eine Reihe
von Zufällen nach Arco ins Kloster der Dienerinnen Mariens kam. Dessen
Nordflügel wird heute noch von vier Klausurschwestern des Ordens
bewohnt. Der Südflügel hingegen war bereits seit mehreren Jahrzehnten
verwaist und stand zum Verkauf. Es war Liebe auf den ersten Blick – oder
als der «Ruf des Klosters», wie die beiden augenzwinkernd sagen, der
sie dazu bewog, an diesem Ort aus dem ehemaligen Kloster ein Hotel zu
machen, das die Lebenskunst der «ars vivendi», der Kunst des
unbeschwerten Lebens, zelebriert – das «Monastero Arx Vivendi».
Für den Umbau beauftragten die beiden das Südtiroler Architekturbüro Noa, dessen Aufgabe es war, die Identität und Seele des Ortes zu bewahren und gleichzeitig Räume zu schaffen, die den persönlichen Vorstellungen der beiden Hoteliers von unbeschwertem Urlaubsgenuss entsprechen. Nach zweieinhalb Jahren intensiver Planung und nach zehn Monaten Bauzeit entstanden 40 neue Zimmer und Suiten auf insgesamt drei Etagen sowie das hoteleigene Spa im Klostergarten, das sich in Form von sieben lichtdurchfluteten Baukörpern aus Glas und Metall auf Steinsäulen reiht und durch einen beheizbaren Aussenpool ergänzt wird.
Salus Per Aquam
Im Spa gibt es neben einer finnischen Sauna und einer Bio-Sauna auch einen Self-Treatment-Hamam, der sinnbildlich für Genuss und Regeneration steht. Auch wir gönnen uns einen Besuch und buchen aus dem vielfältigen Spa-Angebot das Paar-Ritual «Sapor Orientalis»; 90 Minuten lang geniessen wir den exklusiv für uns reservierten Hamam. Alles, was wir dazu brauchen, wird uns zur Verfügung gestellt: Pestemal, Kessa, Savon-Noir und Rhassoul. Darauf folgt eine fliessende Ganzkörper-Candle-Massage bei exotischen Düften, sanftem Licht und warmem Wachs und zur abschliessenden Ruhephase süsse orientalische Köstlichkeiten mit marokkanischem Minztee. Wer genau hinschaut, entdeckt auch hier das wiederkehrende Element des Granatapfels – zum Beispiel in den verzierten Holzpaneelen, die an verschiedenen Orten im Spa zu finden sind. Oder im «Ritus Arx Vivendi», einer Granatapfel-Ganzkörperbehandlung mit Peeling und Massage.
Fürs Leibeswohl
Ein guter Tag beginnt mit einem guten Frühstück, davon ist auch die Gastgeberin überzeugt. So finden sich auf dem Buffet in der früheren Waschküche des Klosters, das jeden Tag mit neuen Kleinigkeiten überrascht, frische und liebevolle zubereitete Köstlichkeiten mit Zutaten aus der Region. Ein Koch bereitet frische Eierspeisen, belegte Crostini, Tortillas und vieles mehr zum Frühstück zu, das wir übrigens noch Mitte Oktober auf der geschützten Hotelterrasse mit Blick auf den Klostergarten geniessen konnten.
Wer tagsüber Hunger verspürt, bestellt sich eine Kleinigkeit aus der Light Lunch-Karte, die bis 16 Uhr serviert wird. Und wer am Pool liegt, kann ganz bequem über die Hotel-App leckere Pool-Snacks bestellen und servieren lassen. Zum Abendessen geht’s auf Erkundungstour in und um Arco. Denn in dieser Gegend gibt es von Sternerestaurant bis zur Pizzeria bekannte und noch unentdeckte Schätze, die die beiden Gastgeber selbst getestet haben und gerne weiterempfehlen, weshalb sie auch bewusst auf ein hoteleigenes Restaurant verzichten. So ziehen auch wir allabendlich los, manchmal mit dem Auto in Richtung Gardasee, meist aber zu Fuss ins wenige Minuten entfernt gelegene Städtchen, das auch zu dieser Jahreszeit noch voller Leben ist. Hoch über dem Ort thront die alte Burg von Arco, deren gut erhaltene Ruine nach einem Aufstieg zu Fuss besichtigt werden kann. Von hier aus hat man nicht nur einen herrlichen Blick auf das Trentino und den Gardasee, sondern auch direkt auf das Kloster, das hinter seinen Mauern einen verwunschenen Ort verbirgt, an dem man als Gast im Arx Vivendi eine unbeschwerte Zeit geniessen kann.
Text: Ursula Bünter, Fotos: Enrico Constantini / Alex Filz
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 12/23•01/24