Im Umgang mit Wasser ist für Philippe Starck die Natur das Vorbild. Mit der Rückbesinnung auf ein einfaches Leben will er den Benutzer für das kostbare Gut Wasser sensibilisieren. Zusammen mit mehreren Produzenten hat Philippe Starck vor über zehn Jahren die Wohnlichkeit des Bades neu formuliert.
Nachdem Philippe Starck 1997 einen neuartigen Einhebel-Waschmischer entworfen hatte, der sich an einer einfachen Wasserpumpe orientiert, folgte ein Jahr später seine Zweigriff-Armatur. Für die Form dieses manuellen Mischers schwebte ihm der Zusammenfluss zweier Flüsse vor. Als 1998 die Duschsäule mit Zweigriff-Armatur auf den Markt kam, war es das Produkt mehrerer Entwicklungsschritte und die Kombi- nation verschiedener Bauteile: die Duschsäule, die Zweigriff-Armatur, die Kopfbrause und die Handbrause. Hansgrohe gilt als der Erfinder der Brausenstange. Bei der Axor Starck Duschsäule übernimmt die Brausenstange gleichzeitig die Wasserführung. Sie schliesst bündig mit dem Fussboden ab, als Zeichen dafür, dass das Wasser aus dem Boden kommt. Durch die fix montierte Kopfbrause strömt ein Wasserstrahl, der mit einem Kugelgelenk verstellt werden kann. Die schlanke Hand- brause ist über einen Schlauch mit dem Wasseranschluss verbunden und liegt im Ruhezustand an der Säule an. Mit einem Griff wird der Wasserzufluss auf Kopf- oder Handbrause umgestellt. Axor Starck Duschsäulen gibt es in vier Varianten. Mit dem gleichen Grundelement sind sie auch mit Thermostat und Tellerkopfbrause erhältlich.
Anfang der neunziger Jahre hat der französische Designer Philippe Starck das private Bad neu definiert, nachdem er in seinen Archi- tekturprojekten die Sanitäranlagen stets besonders innovativ gestaltet hatte. Er begnügte sich nicht mit dem Design einzelner Objekte, sondern hatte die Gestaltung des Bades als Raum im Sinn. Seine Ideen konnte er zusammen mit dem Badkeramik- und Bademöbel- produzenten Duravit, dem Armaturen-Hersteller Hansgrohe und dem Metall- und Kunststoffwerk Hoesch verwirklichen.
In der ersten Kollektion von 1994 standen einfache Wassergeräte Pate: Eimer, Zuber, Wasserschale und Schwengelpumpe. Präsentiert wurden sie in Loft-artigen Räumen, gebaut und arrangiert von Rolf Heide (siehe R&W 3/08). Diese Bilder, welche die Poesie der Einfachheit ausströmten, gingen um die Welt und haben bewirkt, dass die Wohnlichkeit des Bades neu entdeckt wurde.
Ein Jahr später folgte die zweite Edition mit Philippe Starck, zu der die Duschsäule mit Zweigriff-Armatur gehört. Wiederum gibt
die Begegnung mit dem Element Wasser den Ton an. Die Formen der Badeeinrichtung wecken sinnliche Assoziationen: Man wird an Quellen, Gezeiten, Wasserstrudel und Wasseradern erinnert. Weil der Designer alles Überflüssige weglässt, konzentriert sich die Wahrnehmung auf das Wesentliche. Ziel ist die Steigerung der Lebensqualität durch die Wertschätzung des kostbaren Gutes Wasser.
Damals hatte Philippe Starck, Jahrgang 1949, bereits exklusive Architekturprojekte in Asien und USA realisiert. In Paris hatte er 1984 das Café Costes gestaltet, wo der Gang zur Toilette eine Sensation war. Und für Alessi hatte er eine Zitronenpresse entworfen, die zum Kultobjekt wurde. Seinem Wunsch, einer grossen Anzahl von Menschen das Beste zu geben, ist er mit seinen Stühlen und Bädern näher gekommen.
Axor, die Designermarke des Schwarzwälder Sanitärspezialisten Hansgrohe AG, wird von Philippe Grohe, dem Enkel des Firmengrün- ders geleitet. Er ist für die perfekte Technik und die Umsetzung des Entwurfs in der Herstellung verantwortlich. Etwa vier bis fünf Jahre dauert es von der Idee bis zum fertigen Produkt. Skizzen werden in Prototypen umgesetzt und Schritt für Schritt weiterentwickelt. Die Duschsäule mit Zweigriff-Armatur kostet ca. 3400 CHF. Auf individuelle Wünsche kann die Firma auch mit Son- deranfertigungen reagieren. Bei Duravit und Axor ist die gemeinsame Sprache, die in den neunziger Jahren mit den damals revolutionären Badeprojekten definiert wurde, noch immer spürbar. Beide Firmen arbeiten weiterhin mit Philippe Starck zusammen, neben anderen renommierten Designern.
Design ist hier nicht einfach Produktgestaltung, sondern Aus- druck eines Lebensgefühls. Wir sollen Wasser bewusst erleben und dadurch seinen Wert schätzen. Mit dem sparsamen Umgang mit Wasser sind wir der Umwelt verpflichtet. Hansgrohe und Axor bieten Brausen an, die durch Luftzufuhr weniger Wasser benötigen. Das ist die Zukunft des guten Designs.
Text: Verna Huber:
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 9/2008