Arne Jacobsen hat seine Architektur stets als ganzheitliche Gestaltung verstanden, bis zu den Details von Ausbau und Einrichtung. Mit seinem Leitbild einer einfachen, zeitlosen, eleganten Ästhetik hat er zahlreiche Klassiker geschaffen. Seine Vola-Armaturen prägen mit ihren reduzierten Formen die Gestaltung von Räumen.
Die Identität der Vola-Armaturen basiert auf der Reduktion aufs Wesentliche. Alle Elemente — Ausläufe, Mischer, Griffe und Hebel — sind aus Rohren gefertigt. Ihre Formen wirken wie moderne Skulpturen. Die Technik ist in der Wand unter Putz oder in den zylinderförmigen Elementen versteckt. Die Montage ist anspruchsvoll, da sie präzises Arbeiten erfordert. Dies ist der Preis für die Schönheit. Vola ist ein Modularsystem mit einheitlicher Erscheinung. Die gleichen Elemente können zu verschiedenen Armaturen kombiniert werden, zum Beispiel Mischer mit kurzen und langen Ausläufen. Das Grundmaterial ist Messing. Dieses wird farbig pulverbeschichtet oder heute in der Regel verchromt. Die Armaturen werden aber auch aus Edelstahl hergestellt.
Vola-Armaturen gibt es seit 1968. Damals waren es die ersten Eingriff- Mischer. Das Design überzeugte von Anfang an, doch die Technik hielt zuerst nicht mit den Ansprüchen Schritt. Vor 20 Jahren wurden dann die Gummimembranen durch Keramikscheiben ersetzt. Damit wurde die Funktionalität perfektioniert. Heute sind es High-Tech-Produkte für die höchsten Ansprüche in einem Hochpreis-Segment. In der Schweiz finden wir sie vorwiegend in Luxus-Bädern, was kaum den ursprünglichen Zielen entspricht. Sie werden aber auch einem erhöhten Umweltbewusstsein gerecht. Sie sind sparsam im Wasserverbrauch, der durch Wasserspardüsen zusätzlich reguliert werden kann. Vola 111 hat eine Durchflussleistung von 5 Liter pro Minute, die mit einem Spareinsatz bis zu 1.9 Liter reduziert werden kann.
Am Anfang der Vola-Designgeschichte steht Verner Overgaard (1918- 1994). Als gelernter Gürtler fand er 1953 eine Stelle bei J. P. Lund in Aarhus, für den er Armaturen fertigte. 1955 kaufte er die Firma. Da er selber Bilder malte, traute er sich auch zu, diese Armaturen selber zu entwerfen. Ihm schwebten Unterputz-Armaturen vor, da diese leichter zu reinigen sind. Als 1961 Arne Jacobsen (1902-1971) den Wettbewerb für die Nationalbank im Zentrum Kopenhagens ge- wann, entschloss sich Verner Overgaard, den Architekten
um Rat anzufragen. Jacobsen schlug ihm eine Zusammenarbeit vor und Overgaard sagte zu, da Entwürfe des erfolgreichen Architekten kommerziell erfolgreich waren. Die damalige Krise im öffentlichen Bauwesen, die seine Aufträge einschränkte, hatte ihn zu diesem mutigen Schritt bewogen. Arne Jacobsen, damals 66 jährig, beauftragte seinen Mitarbeiter Teit Weylandt mit der Entwicklung einer Produkte-Serie. 1968 gingen etwa 10 Armaturen in Produktion, rechtzeitig, um 1969 in der Nationalbank eingebaut zu werden. Für dieses Gebäude entwarf Arne Jacobsen auch ein Zubehör-Sortiment für Vola.
Anspruchsvolle Architekten, insbesondere in Dänemark, hatten immer eine Vorliebe für Vola-Armaturen. Aber auch international erfolgreiche Architekten wie Sir Norman Foster und Jean Nouvel verwenden sie in ihren Gebäuden. Und sie sind auch in den Thermen in Vals und im Hotel Greulich in Zürich eingebaut. Das Design hat dem Unternehmen zahlreiche Preise eingebracht. Bereits 1969 erhielt Vola den dänischen ID Preis für Industrial Design, und 1995 den ID Klassikerpreis, nach 25 Jahren Präsenz auf dem Markt.
Die Firma Vola — eine Abkürzung für Verner Overgaard J.P. Lund Armaturen — entwickelte sich zum weltweiten Unternehmen. Die Grün- dung von J. P. Lund Armaturen 1873 gilt als Gründungsjahr von Vola. Die Firma ist noch immer ein Familienbetrieb, geführt von den Söhnen Carsten und Poul Overgaard. Alle Elemente werden in der Fabrik in Horsens bei Aarhus produziert. 1998 wurde für das wachsende Unternehmen ein Neubau erstellt, der neben der Produktion Raum für eine Akademie, für Schulung und Begegnung bietet. Der Betrieb beschäftigt rund 120 Mitarbeiter und etwa 50 in den Tochtergesell- schaften. Dazu gehört auch die Schweiz.
Vola hat auch mit seinen Farben Design-Geschichte geschrieben. Arne Jacobsen wünschte sich die Armaturen satin-verchromt, was damals technisch nicht möglich war. So mischte er für die Nationalbank selber eine zum Beton passende graue Farbe. Später kam orange dazu. In den 1970er Jahren gab sich Vola bunt, entsprechend dem damaligen Zeitgeschmack. Später kam die weisse Welle. Heute ist vorwiegend glanzverchromt gefragt.
Ein Eingriff-Mischer Typ 111 mit Unterputz-Montage, wie er seit 1968 im Programm ist, kostet heute CHF 1160. Eine Ausführung in Chromstahl ist aufgrund der anspruchsvollen Bearbeitung des härteren Materi- als teurer. Das Programm wird laufend erweitert und den neuen Bedürfnissen angepasst. In der Firma Vola ist stets Teit Weylandt für Entwicklung und Design zuständig.
Text: Verna Huber:
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 3/2010