Vom Archetyp zum Wohnhaus

Inspiriert von den lokalen Kartoffelscheunen, deren Dächer kaum aus der sandigen Erde Long Islands herausragen, entwarf Architekt Nilay Oza ein raffiniertes Zuhause für seine Familie auf einem schwierigen Grundstück.

Das steil abfallende Grundstück war ursprünglich eine Schlucht – das Regenwasser der Strasse floss in den tieferliegenden Teich. Zwischen dem Poolbereich und dem Schlafgeschoss liegt die grosszügige Wohnebene, die sich in raumhohen Schiebetüren zur Terrasse hin öffnet. Die beiden archetypischen Hausteile formen hier eine geschützte Ecke.
Das steil abfallende Grundstück war ursprünglich eine Schlucht – das Regenwasser der Strasse floss in den tieferliegenden Teich. Zwischen dem Poolbereich und dem Schlafgeschoss liegt die grosszügige Wohnebene, die sich in raumhohen Schiebetüren zur Terrasse hin öffnet. Die beiden archetypischen Hausteile formen hier eine geschützte Ecke.
Ein Bollwerk aus Holz und Beton und die geschlossene Dachhaut schützen vor Einblicken und dem Strassenlärm. Vor den beiden rechtwinklig zueinanderstehenden Hausteilen erstreckt sich ein grosser Parkplatz.
Ein Bollwerk aus Holz und Beton und die geschlossene Dachhaut schützen vor Einblicken und dem Strassenlärm. Vor den beiden rechtwinklig zueinanderstehenden Hausteilen erstreckt sich ein grosser Parkplatz.
Eine Kaminwand bildet den Raumabschluss im langgestreckten Wohnbereich. Kommode, Liege und ein Fensterband gegen Norden betonen die Horizontale.
Eine Kaminwand bildet den Raumabschluss im langgestreckten Wohnbereich. Kommode, Liege und ein Fensterband gegen Norden betonen die Horizontale.

Einst ein blühender Walfang-Hafen, ist Sag Harbor heute bekannt als einer der Luxus-Resorts in den Hamptons. Edle Boutiquen, Galerien und Restaurants säumen die Main Street, der beliebte Yachthafen öffnet sich zu malerischen Buchten, Inseln und Naturschutzgebieten. Landeinwärts gab es früher nur Landwirtschaft: Um 1900 kamen polnische und irische Bauern nach Long Island, um Kartoffeln anzubauen. Die Nord- und Südgabeln der Halbinsel waren nämlich aufgrund des sandigen Bodens und des besonderen Klimas ideale Anbaugebiete und die Nähe zu New York City der beste Absatzmarkt. Die cleveren Farmer erfanden auch eine spezielle Art Scheune, um ihr Gemüse kühl zu lagern: Sie gruben die Lagerräume in die Erde, sodass nur noch die Scheunendächer aus dem Boden herausragten. Hunderte solcher Kartoffelscheunen gehörten damals zum Landschaftsbild Long Islands. Doch mit der Moderne kam eine grosse Nachfrage nach Ferienhäusern in der Nähe der amerikanischen Metropole – die Grundstückswerte stiegen sprunghaft an und die Investoren verschlangen alles, was verkaufswillige Bauern anboten. Zwar hat ein kleiner Teil der Landwirtschaft bis heute überlebt, doch die Entwicklung geht in diese Richtung: Traditionelle Scheunen verschwinden immer mehr – aus Ackerland wird Bauland für die Superreichen.

Inspiriert von der Tradition
Wo Reiche sind, da gibt es auch Kultur. So erhielt das renommierte Architekturbüro Herzog & de Meuron den Auftrag, das «Parrish Art Museum» in Watermill zu entwerfen. Mit dem Wohnhaus des Architekten Nilay Oza hat dieser monumentale Bau eines gemeinsam: Beide erinnern an den einheimischen Archetyp, der über Generationen hinweg als Kartoffelscheune diente, um später zu beliebten Künstlerateliers umgebaut zu werden. Während das Eine die einzigartige natürliche Schönheit und das reiche künstlerische Erbe des East End von Long Island widerspiegelt, bietet das Andere Schutz, Privatsphäre und Naturverbundenheit für eine vierköpfige Familie.

Oza Sabbeth Architects
Bridgehampton NY 11932, USA

Wie der Architekt Nilay Oza das archetypische Haus gestaltet hat, ist im Magazin RAUM UND WOHNEN zu lesen.
Die Ausgabe 09/20 lässt sich online bestellen.

Text: Kay von Losoncz, Fotos: Laura Egger
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 09/2020

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