Inmitten der Abgeschiedenheit der toskanischen Hügellandschaft gestaltete die Münchner Interior Designerin Stephanie Thatenhorst ein Ferienhaus, in dem die Landschaft die Hauptrolle spielt.
Man muss die Einsamkeit lieben oder viele Freunde haben, die gern zu Besuch kommen, wenn man in der Villa Il Percorso Ferien machen möchte. Sie befindet sich in völliger Alleinlage im Hinterland der Toskana, südlich von Pisa. Die wunderbaren Orte Volterra und San Gimignano sind gar nicht so weit entfernt und ähnlich abgelegen, jedoch garantiert besser ausgeschildert. Wer zur Villa Il Percorso möchte, kann sich nach dem Dorf Casino di Terra nur noch auf die Wegbeschreibung der Besitzer und auf sein Glück verlassen: die gängigen Navigationssysteme helfen hier nicht weiter. Der teils holprige, staubige Weg führt durch verschiedene Gatter immer tiefer in die Hügellandschaft der Toskana. Ein markanter Orientierungspunkt ist die sehr alte, sehr verlassene Tankstelle, die bestimmt noch nie bessere Zeiten gesehen hat. Bei der Weggabelung, deren Abzweiger beide ins Nichts zu führen scheinen, nimmt man den linken und trifft auf einen Pfad, der an einer Hügelkette endet. Hier ist man richtig, hier macht der Name der Villa Sinn. Il Percorso heisst der Pfad und der endet dort, wo für eine deutsche Familie das Dolce Vita beginnt.
Bis es so weit war, musste aus dem Steinhaufen, der darauf hindeutete, dass dort einmal ein Haus gestanden hatte, und der zugleich Garant für eine Baugenehmigung war, erst einmal ein Entwurf entwickelt werden. Dazu beauftragte die Familie ein deutsches Team. Die Architektin Isabel Lange, wohnhaft in Varese und vertraut mit der italienischen Bürokratie, übernahm die Planung. Sie überzeugte ihre Auftraggeber und die Behörden mit einem Bau, der die klassischen Steinhäuser der Toskana imitiert. Von aussen betrachtet gleicht der Bau denn auch den jahrhundertealten Landhäusern in der entfernten Nachbarschaft. Allerdings ist er nicht wie seine Vorbilder aus Natursteinen errichtet, vielmehr wurde ein neuer Betonkörper mit ebendiesen verkleidet. Die mit Putz eingerahmten Fensteröffnungen, die filigranen Stahlfenster, die dunkelgrau gestrichenen Fensterläden aus Kastanienholz sowie der Terrassenbelag wie auch die Umrandung des Schwimmbades aus Travertin zitieren die typischen Baumaterialen der bäuerlichen Region.
Die von der Zeit geformten Feldsteine der äusseren Hülle wiederholen sich in den innenliegenden Wänden und treffen auf grau eingefärbte Kalkzementputz-Wände, die bündig Fenster- und Türrahmen aus Kastanienholz einfassen. Sie deuten auf die Gestaltungssprache der Interior Designerin Stephanie Thatenhorst hin. Die Münchnerin zeichnet denn auch für die Innenraumgestaltung des Neubaus verantwortlich. Wie bereits in anderen Projekten kontrastiert sie Holz mit Lehm- oder Kalkputz sowie Stahl, verzichtet gänzlich auf Türzargen, was sehr zeitgenössisch anmutet und gleichzeitig an Stalltüren erinnert.
Stephanie Thatenhorst
Mehr Einblicke in das Ferienhaus in der Toskana gibt es im Magazin RAUM UND WOHNEN. Die Ausgabe 06•07/22 lässt sich online bestellen.
Text: Kerstin Rose, Fotos: Caterina Rancho
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 06•07/22