Obwohl die jüngste Kollektion der Badmöbel-Manufaktur Talsee namentlich und optisch eine Hommage an das Wasser ist, gibt es bei «Flow» auch eine Verbindung zu Schmuck. Diese wird aber erst bei einem Blick hinter die Kulissen sichtbar.
Was haben Badmöbel und Schmuck gemeinsam? Und wo liegen die Unterschiede? Dieser Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn die Leiterin Design und Marketing der bekannten Badmöbel-Manufaktur Talsee war lange Zeit als Schmuckdesignerin tätig. Wir sind der Frage nachgegangen, wie sich Mirca Maffis Sichtweise auf das Aussehen und die Formensprache der neusten Badmöbelkollektion «Flow» ausgewirkt hat. Zwar stammt sie nicht direkt aus ihrer Feder, sondern ist hauptsächlich in Zusammenarbeit mit dem externen Designstudio Bernhard-Burkhard entstanden. Doch als Kreativdirektorin war sie an der Entwicklung der Kollektion grundlegend beteiligt. Aber der Reihe nach.
Mirca Maffi ist gelernte Silberschmiedin, hat in den unterschiedlichsten Branchen in den Bereichen Design, Marketing und Produktmanagement gearbeitet, zuletzt für einen Hörgeräte-Hersteller, bevor ihr Weg sie vor dreieinhalb Jahren zu Talsee führte. «Schmuck zu gestalten ist sehr emotional, Hörgeräte hingegen sind auf Funktionalität und Technik ausgerichtet und eine Badezimmereinrichtung ist die perfekte Mischung aus allem», erklärt sie. Jetzt kann sie all ihre Erfahrung und Talente einbringen. «Früher habe ich immer gesagt, dass ich alles ein bisschen kann, aber nichts perfekt», lacht sie, «aber genau das ist mein grosser Vorteil. Hier bin ich nicht auf einen Bereich fokussiert, sondern von der Produktidee bis zur Kampagnenentwicklung involviert.» Wie bei der Kollektion «Flow». Sie war massgeblich am Konzept beteiligt und hat mit ihrem umfassenden und objektiven Blick beurteilt, in welche Richtung die Kollektion gehen sollte. «Beim Portfolio von Talsee ist mir gleich zu Beginn aufgefallen, dass es zu 95 Prozent aus kantigen, eckigen und geradlinigen Produkten und Designs besteht, was dem Trend der letzten Jahre entspricht. Mir war klar, dass hier etwas Rundes, Weiches, Sinnliches fehlt.»
Die grobe Formensprache, die Farbgebung und auch die Materialien hatte die Kreativdirektorin in engem Austausch mit dem Produktentwicklungsteam bereits im Vorfeld definiert, so dass es nur noch um die feine Ausarbeitung, die Proportionen und schliesslich um die Umsetzung durch eine externe Agentur ging. Das auf Industrie- und Produktdesign spezialisierte, in Schaffhausen ansässige Designbüro Bernhard-Burkhard hat «Flow» dann ein Gesicht gegeben, dessen Kernelement ein freies Oval ist. Die Kollektion besteht aus einem Badmöbel mit integriertem Waschbecken, einem Lichtspiegel sowie einem Seiten- und einem Hochschrank. Die Möbel werden wahlweise komplett aus Solid Surface, einem robusten Mineralwerkstoff mit einer samtig warmen Haptik, oder auch in Kombination mit einer Front aus gerilltem Echtholz gefertigt.
Insgesamt umfasst die Kollektion vier Grundmaterialien, die untereinander kombiniert werden können: Mit Glacier White und Clay stehen für den Mineralwerkstoff Solid Surface zwei natürliche Farbtöne zur Auswahl, dazu helles Eichen- beziehungsweise dunkles Nussbaumholz. Die weich geschwungenen Formen der einzelnen Elemente signalisieren Ruhe und Entspannung fernab vom stressigen Alltag und untermalen die Idee hinter der Kollektion, die täglichen Rituale im Bad zu zelebrieren. Das architektonische Rillenrelief erinnert an die kannelierten Säulen der antiken Badetempel und symbolisiert zugleich fliessendes Wasser, womit sich auch der Kollektionsname «Flow» erklärt. Ob gegossener Mineralwerkstoff oder gerilltes Holz – immer wird das Material mit höchster Präzision auf die Rundungen und die Struktur der Möbel abgestimmt. Hier liegt die Kernkompetenz der Manufaktur im Luzerner Seetal, deren Fachwissen und Erfahrung bis ins Jahr 1896 zurückreicht.
Das ursprünglich als Schreinerei gegründete Unternehmen – längst
eine bekannte Designmarke – steht für hochwertige, massgefertigte
Badmöbel, die sich durch clevere Details und ausgeklügelte
Funktionalität auszeichnen. Das wiederum sei ein grosser, wenn nicht
sogar der grösste Unterschied zum Schmuckdesign, erklärt Mirca Maffi.
«Schmuck muss nicht funktionieren, er muss einfach schön sein und
gefallen. Beim Bad hingegen spielt Funktionalität eine übergeordnete
Rolle, allerdings ist diese längst nicht mehr so offensichtlich wie
früher, sondern versteckt sich gerne auf raffinierte Weise hinter dem
Design.» Und wenn diese Kombination so richtig gut gelingt, dann
entstehen Kollektionen wie «Flow»: Badmöbel von durchdachter
Funktionalität, die aus hochwertigen Materialien mit beeindruckendem
Know-how gefertigt werden und nicht zuletzt auch ästhetisch überzeugen.
TALSEE
Text: Silja Cammarata
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 03•04/23