Wie Phönix aus der Asche

Von einem schweren Schicksalsschlag getroffen, tüftelte Albert Gebert 1905in seiner kleinen Spenglerei in Rapperswil an einer Erfindung. Nichtsahnend,dass er damit den Grundstein legte für die 150-jährige Weltmarke Geberit.

In diesem Jahr feiert der Schweizer Sanitärexperte Geberit sein 150-jähriges Jubiläum und hat passend dazu ein neues Dusch-WC entwickelt: das «AquaClean Alba».
In diesem Jahr feiert der Schweizer Sanitärexperte Geberit sein 150-jähriges Jubiläum und hat passend dazu ein neues Dusch-WC entwickelt: das «AquaClean Alba».
Alles begann mit einem mit Blei ausgekleideten Holzspülkasten namens «Phönix», an dem sein Erfinder Albert Gerber in der Liegenschaft in Rapperswil tüftelte.
Alles begann mit einem mit Blei ausgekleideten Holzspülkasten namens «Phönix», an dem sein Erfinder Albert Gerber in der Liegenschaft in Rapperswil tüftelte.

Hierzulande ist frisches Wasser aus dem Spülkasten nur einen Knopfdruck entfernt. Meist platzsparend hinter der Wand installiert, sind die Spülkästen mit ihrer komplexen, modernen Technik zudem unsichtbar. Was heute fast selbstverständlich ist, hat eine lange Entwicklung hinter sich. Sie begann 1905 mit der Erfindung des Visionärs Albert Gebert und erhob sich buchstäblich wie ein Phönix aus der Asche. Damit begann eine neue Ära in der Sanitärbranche und der Aufstieg vom Einmann­betrieb zur Weltmarke. In diesem Jahr feiert die Geberit-Gruppe ihr 150-jähriges Bestehen. Wir blicken zurück auf das Jahr 1874. Der 24-jährige Albert Gebert bietet Spenglerarbeiten an und führt mit seiner Frau Josefina ein Haushalts­waren­geschäft. 25 Jahre später kauft er in Rapperswil am Zürichsee eine Liegenschaft mit Werkstatt und Verkaufsladen. Dort arbeitet er an dem ersten in der Schweiz hergestellten Holzspülkasten mit Bleiauskleidung: «Phönix». Erzählungen zufolge entwickelte er den Spülkasten, weil er sich vorwarf, nichts «gegen den Bazillenträger» der Diphtherie unternommen zu haben, an denen drei seiner sechs Kinder gestorben waren. Mit dieser Erfindung sollte die Erfolgsgeschichte ihren Lauf nehmen. Einer seiner Söhne, Albert Emil, übernimmt 1909 nach dem Tod des Vaters die Firma und führt sie mit seiner Frau Regina umsichtig durch Weltkriege und Wirtschafts­­krisen. 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, baut er in Rapperswil die erste Fabrik, in der sich bis 1944 die Herstellung von Arma­turen zu einem der wichtigsten Standbeine entwickelt. Ebenso die Herstellung von Spülapparaten.

Letztere ist in der Schweiz ein Novum und bildet den Kern des Unternehmens, das zu diesem Zeitpunkt bereits 80 Mitarbeitende beschäftigt. Die Produktionskapazität liegt bei 200 Spülkästen pro Tag. Aus Platzmangel zieht das Unternehmen Geberit 1962 an den jetzigen Standort in Jona, die alte Fabrik in Rapperswil dient noch heute als Kulturzentrum. Anfang der 1950er-Jahre erfolgt die Übergabe an die dritte Generation und schon kommt unter Heinrich und Klaus Gebert 1952 der erste Spülkasten aus Kunststoff auf den Markt. Er bildet das Fundament, auf dem sich das Familienunternehmen zum führenden Sanitärtechnikkonzern Europas entwickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidet sich das Unternehmen, komplett vom Metallguss auf die Kunststoffverarbeitung umzustellen. Nach vielen Fehlversuchen und Jahren des Experimentierens ist es Ende 1952 so weit: Die Geberts halten den Prototyp des ersten Spülkastens aus Kunststoff in den Händen. Der PVC-Spülkasten ist auf Anhieb ein Erfolg. Er bietet gegenüber den damals üblichen Keramikspülkästen deutliche Vorteile: bessere Spülwirkung, einfachere Montage, geringere Anfälligkeit für Kalkablagerungen und einen niedrigeren Preis.

Nach dem Erfolg in der Schweiz wollen die Geberts den deutschen Markt erobern. 1955 gründet Geberit im süddeutschen Pfullendorf eine Tochtergesellschaft, eine Produktionsstätte wird gebaut. 1956 läuft die Produktion an, bald wird vergrössert. Heute ist Pfullendorf mit fast 1500 Mitarbeitenden der grösste Standort der Geberit-Gruppe. Nach dem ersten Holzspülkasten und Spülkästen aus PVC folgen weitere Meilen­steine, die neue Standards im Sanitärbereich setzen. Bis Mitte der 1950er-Jahre kann das Familienunternehmen rund 40 Eigenentwicklungen beim Patentamt anmelden und entwickelt sich zum grössten Arbeitgeber in der seit 2007 fusionierten Gemeinde Rapperswil-Jona. Zu den Innovationen, die den Markt eroberten und bis heute dominieren, gehören unter anderem der erste Kunststoff-Spülkasten für den Wandeinbau, der sogenannte Unterputz-Spülkasten. Oder die bekannte Spül-­Stopp-Funktion, die es ab 1984 ermöglicht, den Spülvorgang jederzeit zu unterbrechen. Ab 1996 wird das Wassersparen mit der separaten Zwei-Mengen-Spülung noch einfacher. 1978 erreicht die WC-Hygiene ein neues Niveau: «Geberella» ist der erste Aufsatz mit Warmwasserdusche und regulierbarer Stärke des Duschstrahls. Er läutet die Generation der Dusch-WCs ein, deren Funktion erstmals 1981 in einer Kampagne demonstriert wird.

Vom Holzspülkasten bis zum WC als Designobjekt – das Familienunternehmen hat in seiner Geschichte viel dazu beigetragen, dass wir uns im Bad wohlfühlen. Getreu dem Motto «150 Years of Tomorrow» will Geberit auch in Zukunft durch Qualität, Innovation und Partnerschaft überzeugen. «Unsere umfassenden Systemlösungen setzen immer wieder Standards – damals, heute und in Zukunft», so CEO Christian Buhl. Pünktlich zum Jubiläum hat das Unternehmen mit «AquaClean Alba» sogleich ein neues Dusch-WC auf den Markt gebracht. In diesem Jahr feiert Geberit das 150-jährige Jubiläum und insbesondere die gründliche und schonende Reinigung mit Wasser, die wir dem Unternehmen verdanken.

GEBERIT

In Rapperswil erwarb Albert Gebert ein Haus, wo er mit seiner Frau Josefina eine Werksatt mit Verkaufsladen führte. 1875 als Ein-Mann-Betrieb gegründet, ist Geberit heute ein Unter­nehmen mit 10000 MitarbeiterInnen und ein internationales Zugpferd der Sanitärbranche.
In Rapperswil erwarb Albert Gebert ein Haus, wo er mit seiner Frau Josefina eine Werksatt mit Verkaufsladen führte. 1875 als Ein-Mann-Betrieb gegründet, ist Geberit heute ein Unter­nehmen mit 10000 MitarbeiterInnen und ein internationales Zugpferd der Sanitärbranche.
Die Produktinnovationen, die Geberit in beeindruckender Zahl auf den Markt bringt, sind das eine. Seit den 1950er-Jahren führt das Unternehmen aber auch Schulungen durch, um beispielsweise InstallateurInnen den fachgerechten Umgang mit den Produkten praxisnah zu vermitteln. 1956 kommt der technische Beratungsdienst hinzu. Im Bild: Ein technischer Berater mit einem der frühen Spülkasten­modelle aus PVC.
Die Produktinnovationen, die Geberit in beeindruckender Zahl auf den Markt bringt, sind das eine. Seit den 1950er-Jahren führt das Unternehmen aber auch Schulungen durch, um beispielsweise InstallateurInnen den fachgerechten Umgang mit den Produkten praxisnah zu vermitteln. 1956 kommt der technische Beratungsdienst hinzu. Im Bild: Ein technischer Berater mit einem der frühen Spülkasten­modelle aus PVC.

Weitere Baddesigns gibt es in der Ausgabe 08•09/24 vom Magazin RAUM UND WOHNEN zu entdecken.

Text: Silja Cammarata, Fotos: © Geberit
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 08•09/24

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