Wie interagieren und arbeiten Menschen, wenn die Kommunikation nur digital stattfindet? «Connected» heisst das Experiment, bei dem sich neun internationale Designer der Herausforderung von American Hardwood Export Council und Benchmark Furniture stellten. Das Ergebnis: neun fantasievolle und originelle Tische mit den passenden Sitzmöbeln, die im Londoner Design Museum landeten.
Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat die Art und Weise, wie Menschen leben, interagieren und arbeiten, einschneidend verändert. Das Projekt «Connected» stellte unter Beweis, das sich ökologische Möbel auch auf Distanz herstellen lassen. Kreative und Produzenten mussten ihre Prozesse anpassen und neue Technologien einsetzen, um aus der Ferne und oft von improvisierten Arbeitsplätzen im Homeoffice aus zusammenzuarbeiten. Der Verband für amerikanische Laubhölzer American Hardwood Export Council (AHEC), der Möbelproduzent Benchmark Furniture und das Londoner Design Museum stellten den neun internationalen DesignerInnen die Aufgabe, einen Tisch und eine Sitzgelegenheit für ihren persönlichen Gebrauch zu entwerfen.
Zur Auswahl für das Material standen drei nachhaltige amerikanische Laubhölzer: Roteiche, Ahorn und Kirsche. Die Hölzer wachsen in den amerikanischen Laubwäldern, die sich von Maine im Norden bis hinunter zum Mississippi im Süden erstrecken und einen Teil des Mittleren Westens einnehmen. Sie machen 30 Prozent des amerikanischen Laubholzwaldes aus und tragen zu dessen Vielfalt und Nachhaltigkeit bei. Die Designer und die Möbelproduzenten konnten lediglich digital kommunizieren und sich mit Videokonferenzen verbinden. Die fertig produzierten Möbel wurden im Design Museum ausgestellt. Erst dort konnten die Designer zum ersten Mal selbst an ihren Tischen und Stühlen Platz nehmen. Und vielleicht geht die Ausstellung nach der Pandemie noch auf eine reale Reise.
«Stem» bringt die Natur ins Homeoffice. Die erste Inspiration für die Tischbeine entwickelte sich aus dem Handwerk der Holzlöffelschnitzerei. Die Pflanzen sind in die gefrästen Beine integriert, die an der Glastischplatte befestigt sind. Der dazugehörige Sitz ist mit Gotland-Lammfell gepolstert und hat einen geschnitzten Sockel, der auf die anderen Elemente verweist.
Heatherwick Studio
«Kadamba Gate» ist inspiriert von den Giant's Causeway in Nordirland. Das skulpturale Untergestell besteht aus unregelmässig geformten Strangpressprofilen in verschiedenen Höhen. Sowohl der Tisch als auch die Bank sind outdoorgeeignet.
Ini Archibong
«Mesamachine» besteht aus mehreren Elementen. An diesem Tisch ist Platz zum Arbeiten, Spielen oder Essen. Wie bei einem Schweizer Taschenmesser können die Elemente geöffnet und erweitert werden, um eine Vielzahl von Funktionen zu erfüllen.
Jaime Hayon
«Nordic Pioneer» ist komplett aus Amerikanischem Ahorn gefertigt. Wichtiges Designdetail ist das elegante hölzerne Scharnier, das sich über die gesamte Länge der Tischplatte erstreckt, um die Tischplatte zu vergrössern. Der Sitz nimmt Bezug auf die funktionale und lineare Formensprache des Tischs, während die stapelbaren Hocker die Wahl des Holzes zelebrieren.
Maria Bruun
«Arco» ist inspiriert von skulpturalen Formen und der Architektur von Benediktinerabteien. Die abgewinkelten Beine des Tisches haben eine ungewöhnliche Viertelmondform und erzeugen Spannung. Die Seitenpaneele des Stuhls sind in Bindetechnik hergestellt – eine Technik, die aus der Fassproduktion stammt.
Maria Jeglinska-Adamczewska
«Candy Cubicle» verwandelt sich im Handumdrehen vom 'Arbeitsmodus' in einen 'Versteckmodus' und ist inspiriert von der berühmten Kofferszene in Pulp Fiction. Das Innere hält Fächer für Bücher und einen Computer bereit. Zusätzlich ist Platz für einen runden Hocker. Er ist ebenso wie der gesamte Tisch auf Rollen befestigt, sodass nach getaner Arbeit alles verschlossen werden kann.
Sabine Marcelis
«Stammtisch» ist ein Ort, an dem sich Freunde und Familie treffen. Die organische und modulare Form erinnert an eine Landschaft. Das Holz für die Tischplatte und andere Komponenten ist spindelgeformt, um erzeugt die charakteristische Formensprache des Designers. Die beiden Tabletts können entlang der Platte in geschabten Bahnen bewegt werden.
Sebastian Herkner
«Humble Administrator» ist inspiriert von traditionellen chinesischen Gärten und dem Archetyp des Ming-Stuhls. Das gerade Profil der Tischbeine ist als Endmaserung durch die Platte hindurch sichtbar. Eine eingelassene Laptop-Ablage dient als Spannvorrichtung für den Tisch.
Studio Swine
«Pink Moon» spielt mit der Idee von Zyklen von Erneuerung und Neuanfang und ist inspiriert vom Mond im Frühling. Die Konstruktion besteht aus kontrastierenden Intarsien an den Tischbeinen und einem Sitz, der von einem Charles Rennie Mackintosh-Stuhlrahmen inspiriert ist. Als Ensemble wirkt es wie ein Kunstobjekt, dessen Anordnung immer neu verschoben werden kann.
Studiopepe
Mehr Einblicke in die kreative Welt der Designer bietet: connectedbydesign.online
Text: EL, PD