Best of Best: Sitzmöbel aus Biozement

Als «Best of Best» der Newcomer kürte der Rat für Formgebung die Designerin Julia Huhnholz und den Designer Friedrich Gerlach für ihr Projekt «The Essence of Biocement». Das von ihnen entwickelte Sitzmöbel besteht zu 100 Prozent aus selbstproduziertem Biozement.

Als Rohstoff für das Sitzmöbel wurden recycelte Ziegelsteine verwendet, die auf dem Campus der Bauhaus-Universität Weimar nicht mehr benötigt wurden.
Als Rohstoff für das Sitzmöbel wurden recycelte Ziegelsteine verwendet, die auf dem Campus der Bauhaus-Universität Weimar nicht mehr benötigt wurden.
Designerin Julia Huhnholz und Designer Friedrich Gerlach.
Designerin Julia Huhnholz und Designer Friedrich Gerlach.

Im Rahmen ihres Designstudiums an der Bauhaus-Universität Weimar suchten die beiden Preisträger Julia Huhnholz und Friedrich Gerlach nach klimaneutraleren Herstellungsverfahren für ihre Produktentwürfe. Aus der Projektarbeit entstand ein Möbelstück von eindrucksvoller Formensprache. Es zeigt beispielhaft, wie zukunftsweisendes Design zunehmend aus den Forschungsimpulsen des Nachwuchses entstehen kann. Mit ihrem Sitzmöbel «The Essence of Biocement» erhielten das Duo die Sonderauszeichnung «Best of Best» im Rahmen des Nachwusspreises «one&twenty», der vom Rat für Formgebung währund der Möbelmesse 2023 in Mailand verliehen wurde. Insgesamt gab es 545 Einreichungen von jungen Designstudierenden und AbsolventInnen und die Jury prämierte die 21 besten Produkt- und Designideen. Lutz Dietzold, Geschäftsführer vom Rat für Formgebung, ist überzeugt: «Immer mehr Unternehmen müssen dem Ruf nach ressourcenschonenden Materialalternativen folgen und ihre Produktionsprozesse überdenken. Deswegen sind die Impulse der JungdesignerInnen auch für die Einrichtungsbranche relevant und richtungsweisend.»

Best of Best: Biozement – Baustoff aus dem Labor
Biozement hat einige Vorteile gegenüber herkömmlichem Zement, der in der Baubranche mit enormen Auswirkungen auf das Klima eingesetzt wird. Zum einen wird bei seiner Herstellung grosse Hitze und somit Energie benötigt. Zum anderen wird bei der chemischen Reaktion im Zementofen Kohlendioxid freigesetzt. Biozement muss nicht gebrannt werden und emittiert weniger CO2, da er mit Hilfe eines Bakteriums hergestellt wird, das Urea (Harnstoff) abbaut und Kalk produziert. Ein Rohstoff wie Sand, der mit Calciumchlorid vermischt wird, erhärtet auf diese Weise ohne Brennvorgang aus. Gerlach und Huhnholz verzichteten für ihren Entwurf zudem auf Sand. Dieser wird durch die hohe Zement- und Betonproduktion immer knapper – weltweit werden laut einem UN-Bericht jährlich circa 50 Milliarden Tonnen Sand verbraucht, so ein UN-Bericht. Stattdessen recycelten die DesignerInnen Ziegelsteine, die auf ihrem Hochschulgelände nicht mehr gebraucht wurden. Die geschwungenen Konturen ihres Möbelstücks erreichten Huhnholz und Gerlach durch eigens angefertigte Schalen, die sie im 3D-Druck herstellten – in ihnen härtet die Biozementmasse aus. «Unser Ziel war es, dieses Material durch unser Objekt erlebbar und verständlich zu machen», so das Duo.

JULIA HUHNHOLZ

FRIEDRICH GERLACH

RAT FÜR FORMGEBUNG

ONE&TWENTY

Text: PD, EL

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