USM ist weitläufig als Hersteller des modularen Möbelklassikers
bekannt. Doch kaum einer weiss, dass der Ursprung in einer
Eisenwarenhandlung und Schlosserei liegt, die Ulrich Schärer-Joder 1885
in Münsingen gründete. Seit 25 Jahren führt Alexander Schärer das
Unternehmen nun in vierter Generation.
Eine Knüpferin braucht je nach Grösse und Knotendichte des Teppichs mehrere Monate, bis er fertig gestellt ist. Rund 500 Knüpferinnen arbeiten für Hossein Rezvani. Für ihn sind sie die wahren Künstlerinnen, die seine Ideen realisieren. Inspiration dazu findet er auf Reisen, in klassischen Entwürfen und Grundmustern. Sämtliche Teppiche werden im iranischen Isfahan geknüpft.
Vor 133 Jahren legte Ulrich Schärer-Joder den Grundstein für ein Unternehmen, das heute unter dem Namen USM, der Kurzform von Ulrich Schärer Söhne AG Münsingen, bekannt ist. Die Entwicklung von einer ehemaligen Eisenwarenhandlung und Schlosserei zum Hersteller modularer Büromöbel erfolgte zufällig und ist aus einer guten Idee heraus entstanden. Zu Beginn richtete Ulrich Schärer-Joder eine Schmiedewerkstatt ein, während seine Frau Rosalie im selben Haus eine Eisenwarenhandlung führte. 1929 übergab er die Firma an seine Söhne Robert, Paul und Hans-Ulrich Schärer, was die Umbenennung in U. Schärer Söhne zur Folge hatte. Die Geschwister fokussierten sich erfolgreich auf die Produktion von Fensterverschlüssen. Der Eintritt von Paul Schärer jr., Sohn von Paul Schärer, brachte schliesslich im Jahr 1961 die grosse Veränderung mit sich. Es war die Vorstellung eines designorientierten Industrieunternehmens, die dem Enkel des Firmengründers vorschwebte. Und so erteilte er dem Architekten Fritz Haller den Auftrag für ein modernes Fabrik- und Bürogebäude. Das Ergebnis war ein funktionales Stahlbausystem, das jederzeit beliebig erweitert werden konnte. Ein System, das auch auf andere Bereiche übertragen werden könnte, dachten sich Paul Schärer und Fritz Haller.
Das USM Möbelbausystem Haller wurde 1963 zunächst für den Eigengebrauch entwickelt. Es kam für das neue Verwaltungsgebäude, den sogenannten Büropavillon, erstmals zum Einsatz. Den Knotenpunkt, welcher heute wie damals als typisches Verbindungselement der Module verwendet wird, liess Paul Schärer 1965 patentieren. Der erste Grossauftrag erfolgte vier Jahre später von der Bank Rothschild in Paris. Er war der Startschuss für die Serienproduktion. Zunächst wurden die Möbelstücke in den Farben Schwarz, Weiss, Braun und Orange produziert, heute umfasst die Farbpalette 14 Töne, wobei auch individuelle Kundenwünsche mit Sonderfarben umgesetzt werden. Knapp 30 Jahre später stellte das Unternehmen die Produktion der Fensterverschlüsse zugunsten der Möbelsysteme ein. Seither haben sie sich zum Klassiker unter den Schweizer Büromöbeln entwickelt. Doch besonders ein zeitloses Möbel bedarf der Weiterentwicklung. Wenn es weder Form noch Funktion zu verbessern gilt, dann ist es der Kontext, in dem das Möbel präsentiert wird. Alexander Schärer, der das Familienunternehmen seit 1993 in vierter Generation leitet, legt grossen Wert auf Trendforschung. Gemeinsam mit dem Futures-Team des holländischen Labels UNStudio erforscht USM die sich wandelnden Grenzen zwischen Arbeit und Leben. Darauf wurde auch das diesjährige Messestandkonzept ausgerichtet: Es offenbarte verborgene Hybride aus Wohn- und Arbeitsumfeld und lud die Besucher dazu ein, sich an interaktiven Stationen über die Zukunft des Arbeitens und Wohnens Gedanken zu machen. Das Feedback aus diesem Austausch fliesst wiederum direkt in die Produktentwicklung ein, in die Alexander Schärer stark involviert ist. Was vor 55 Jahren aus einer guten Idee heraus entstanden ist, wird heute, in der vierten Generation, mit vielen guten Ideen fortgesetzt.
Text: Silja Cammarata
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 09/18
Bezugsquelle:
USM
U. Schärer Söhne AG
www.usm.com