Vor 40 Jahren wurde der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt: Zeitgleich mit der Gründung der Firma Flou entstand der Entwurf des Bettes «Nathalie» – ein Modell, das auch heute noch der unumstrittene Bestseller der Firma ist und massgeblich zum Erfolg von Flou beitrug.
Ein Bett, viele Gesichter — das ist «Nathalie». Seine besondere Eigenschaft ist, dass es sich von Kopf bis Fuss «ausziehen» lässt. Es ist der Archetyp des Textilbettes, der am meisten kopiert wurde und 1978 als erstes Modell der damals eigens dafür gegründeten Firma Flou auf den Markt kam. Dieses doppelte Jubiläum feiert das italienische Unternehmen mit verschiedenen Massnahmen, die ihrem ersten Produkt und ungeschlagenem Bestseller gewidmet sind: mit einem Kurzfilm, einem Buch sowie einer Sonderedition von «Nathalie».
Im Kurzfilm «Die perfekte Schleife» von Regisseur Andrea Cavallari und Hersteller Cristian Rabbiosi, wird die Geschichte einer Familie erzählt, deren wichtigste Lebensetappen in poetischer Weise von einer Schleife begleitet werden. Das Hochzeitskleid, die Geburt eines Kindes, das Studiendiplom und alle anderen schönen Ereignisse des Familienlebens markiert die Schleife wie ein Leitmotiv und wird zum Schluss sogar zum Erkennungszeichen des Bettes «Nathalie». Implizit wird im Film betont, dass «Nathalie» ein Bett fürs Leben ist und nie veraltet, weil es nach Bedarf immer wieder neu eingekleidet werden kann. Im Buch «Nathalie 40» erzählt Ruben Modigliani die Geschichte der Firma und ihres Longsellers vor dem Hintergrund der Ereignisse jener Jahre, in denen neue Erfindungen und Technologien den Alltag stark beeinflussten und veränderten.
Doch von Anfang an: Die Geschichte von «Nathalie» und Flou begann wie ein Abenteuer, fast wie bei einer Wette, und das Symbol dieser Geschichte ist die Schleife als Erkennungszeichen von «Nathalie». Damals hatte die Textilmanufaktur Bassetti die Idee, ein neues Produkt in Italien einzuführen, das die Art und Weise, Betten zu machen, revolutionieren und vereinfachen sollte: das nordische Duvet. Das neue «Piumone» vereinte Bettlaken, Decke und Tagesdecke in einem einzigen Stück und erlaubte, entgegen der traditionellen Methode, das Bett in Sekunden zu machen. Bassetti wollte das «Piumone» über Einrichtungsgeschäfte lancieren — stiess allerdings zunächst auf Widerstand. Für die Produktelancierung wurde der Sizilianer Rosario Messina angefragt; er arbeitete damals bereits mehrere Jahre erfolgreich als Verkaufsleiter in der Designbranche, zu jenem Zeitpunkt für Cinova, deren Umsatz er verdoppelte. «Er akzeptierte das Angebot von Bassetti, ohne viel nachzudenken», erzählt sein Sohn Massimiliano, der damals noch ein Kind war und heute mit seinen Schwestern Manuela und Cristiana die Arbeit des Vaters mit Geschick fortsetzt. Rosario Messina fand eine Lösung, um das nordische Duvet zu lancieren: Nämlich ein Bett herzustellen, das komplett mit allem Zubehör, inklusive «Piumone», verkauft werden sollte. Zur Realisierung seiner Vision gründete er zusammen mit anderen Teilhabern die Firma Flou. Mit dem Entwurf des neuen Bettes wurde Vico Magistretti betraut, einer der erfolgreichsten italienischen Designer.
«Magistretti zeichnete nicht, er machte schnelle Skizzen, deutete Gesten an, arrangierte die Dinge mit seinen Händen. Er war der Maestro, wir seine Bewunderer», sagt Pinuccio Borgonovo, Designer und Mitarbeiter von Flou. «Er ging von witzigen Details aus, ohne den Trends zu folgen, deshalb konnte er zeitlose Dinge schaffen. Er startete mit einer Idee, daraus folgte eine Form.» In einem der ersten Treffen skizzierte Magistretti aus dem Stegreif: Zwei Ovale stellten das Duvet dar, das auch über das Kopfteil reichte, um dessen Weichheit hervorzuheben. Die Schleifen aber sind lustigerweise die zufällige Entdeckung eines Arbeiters. Magistretti experimentierte in der Firma und liess bei Betriebsschluss ein «Piumone» auf einer Rückenlehne liegen. Um das Verrutschen zu vermeiden, band es ein Arbeiter seitlich mit Schleifen fest. Dies war genau die Lösung, die Magistretti suchte — eben «die perfekte Schleife». Zweck des Ganzen war, die Kissen unter der Polsterung des Kopfteils staubfrei unterbringen zu können und somit auch eine Rückenlehne zum Sitzen und Lesen zu bilden. Es machte «Nathalie» zu einem Ort, an dem man bequem frühstücken, Musik hören, sich entspannen, lesen oder arbeiten konnte. Dadurch bekam das Bett eine bunte, heitere Note, die im Schlafzimmer bisher fehlte. Es ermöglichte die Veränderung seines Aussehens ganz nach Wunsch, war praktisch, modern, anziehend und vermittelte gute Laune.
So wurde «Nathalie» zu einem Erfolg, der jede Erwartung übertraf, was Rosario Messina erlaubte, nach sechs Monaten die Firma Flou ganz zu übernehmen. Wesentlich dazu beigetragen hatte auch eine begleitende Inseratekampagne, welche die Eigenschaften des Bettes gezielt vermittelte. Über die flauschige und komfortversprechende Erscheinung hinaus, gefiel und gefällt noch heute die grosse Kombinations-Fähigkeit der Bezüge am meisten. Die Auswahl an Farben und Motiven ermöglicht es, das Bett nach Lust und Laune immer neu gestalten und individuell anpassen zu können. «Ich denke», meinte Magistretti, «Nathalie» ist nicht so sehr wegen der Schleifen erfolgreich, die es charakterisieren, sondern weil es Ästhetik und Funktionalität perfekt vereint». 40 Jahre danach kann man dem nur zustimmen.
flou.it
Text: Paola Tamborini
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 11/18