Es gibt nicht viele Firmen, die auf siebzig Jahre Geschichte innerhalb einer Familie zurückblicken können. Der italienische Möbelhersteller Minotti kann und feiert das Jubiläum eines grossen Namens von New York bis Tokio.
Die Liste italienischer Firmen, die es als Marke zu Weltruhm gebracht haben, ist lang. Viele starteten als kleine Familienunternehmen und sind heute Ikonen, ihre Namen werden als Synonyme für todschicke Kleider, feinen Kaffee oder superschnelle Autos verwendet. Was Versace, Bialetti oder Ferrari in ihren Bereichen geschafft haben, darf Minotti für die Möbelbranche beanspruchen. Der Name des Unternehmens steht für elegante italienische Möbel, die nie aus der Mode kommen und in jede Zeit passen. Im 70. Jahr seit der Gründung hat sich Minotti zum Global Player gemausert, ist in 63 Ländern präsent und feiert sein Jubiläum in 34 Flagship-Stores von New York bis Tokio.
Allein die Grösse des Unternehmens lässt schnell vergessen, dass zu Beginn der Firmengeschichte ein Mann mit einer Idee stand. Im Falle von Minotti war dies der junge Alberto. Als er seine Firma 1948 gründete, war er gerade 23 Jahre alt. Der Zweite Weltkrieg lag noch nicht sehr lange zurück – keine leichte, doch vielleicht genau die richtige Zeit, etwas Neues zu wagen. Sein Vater hatte noch Matratzen gefertigt und Stühle repariert. Doch Alberto hatte anderes vor, er wollte etwas Grösseres aus seinem Leben machen, etwas aufbauen. Also begann er, zusammen mit zwei Angestellten, Polstermöbel zu produzieren. Das Wirtschaftswachstum in den 1960er-Jahren ermöglichte es ihm: Er baute eine Fabrik in der damals noch eher strukturschwachen Gegend nördlich von Mailand. «Männer wie mein Vater», erzählt Roberto Minotti, «hinderte der Krieg an einer richtigen Ausbildung. Auch Berufserfahrung hatten sie so gut wie keine – dafür jede Menge Enthusiasmus.»
Vom Family-Business zum Global Player
Alberto Minotti bewies ein Händchen fürs Geschäft, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht. Um seine Söhne Renato und Roberto in den Familienbetrieb einzubinden, übergab er ihnen von Anfang an Verantwortung. «Unser Vater war ein grossartiger Mann. Er vertraute uns, gab uns die Möglichkeit, die Firma vorwärtszubringen und etwas Neues aufzubauen», so Roberto. Der Architekt hatte ursprünglich vor, in den USA zu arbeiten, entschied sich letzten Endes aber doch für den Familienbetrieb. Die Brüder begannen, diesen in den 1980er-Jahren nach ihren Vorstellungen zu modernisieren. Unter ihnen wurde die Firma richtig gross. Ende der 1990er-Jahre fanden sie in Rodolfo Dordoni einen Chefdesigner, welcher der Marke Minotti ein starkes Image verpasste. «Mit Rodolfo haben wir auf die richtige Person zur richtigen Zeit gesetzt», erzählt Roberto. Rückblickend sei es ein spezieller Moment in der Unternehmensgeschichte gewesen. Es sei nicht nur darum gegangen, neue Produkte zu kreieren, sondern vor allem, einen bestimmten Stil zu prägen und die gesamte Marke weiterzuentwickeln. Dies gelang. Dordoni prägt die Linie des Möbelherstellers bis heute. «Rodolfo ist viel mehr als ein guter Designer. Er liebt die Mode und die moderne Kunst und findet immer wieder neue Herangehensweisen an ein Projekt. Deshalb arbeiten wir so gern mit ihm zusammen.»
Im Hinblick auf das Jubiläum haben sich Rodolfo Dordoni und die Brüder Minotti entschieden, andere Kreative ins Boot zu holen. «Wir waren immer innovativ, aber im klassischen Sinne», erklärt Roberto. Im Franzosen Christophe Delcourt, im Japaner Nendo und im Brasilianer Marcio Kogan fand man Architekten und Designer, die diese Tradition fortsetzen und deren Entwürfe genau der Mix aus Tradition und Moderne sind, der zur Philosophie der Marke passt. «Die Drei sind sehr verschieden, jeder hat eine starke Persönlichkeit, eine eigene Vorstellung von Design und doch respektieren sie die DNA von Minotti», beschreibt Roberto die Zusammenarbeit.
Die Neuauflage der Kollektion «Albert & Ile» hingegen trägt nicht nur die Namen der Eltern, sondern ist eine Hommage an die Familie. Ursprünglich hat der Architekt Gigi Radice Tisch und Polstermöbel für das Wohnhaus der Minottis in Meda entworfen. Die Kollektion gehört zum Erbe, ist ein Teil der Firmen- sowie Familiengeschichte, die mit dem Einstieg der dritten Generation auch zukünftig eng miteinander verknüpft bleiben. Dank Robertos Tochter Susanna wie auch Alessio und Alessandro, den Zwillingssöhnen von Renato, wird es auch in Zukunft heissen: «Unser Name ist Minotti».
Text: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 12/18 - 01/19
Bezugsquelle:
Minotti
über: Perpetuum Mobile Henrik Maasz
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Tel. 091 791 10 08
www.minotti.com