Die Kunst des Sitzenbleibens

Flexform ist vor allem für die Herstellung edler Polstermöbel im Innenbereich bekannt. Die Überraschung war perfekt, als das italienische Familienunternehmen am Salone eine erste Outdoor-Kollektion vorstellte. Damit zeigte der Möbelhersteller, dass er die Kunst des Sitzenbleibens auch im Aussenbereich beherrscht.

Die Familie Galimberti leitet bereits in dritter Generation die Geschicke des Unternehmens. Im Bild von links nach rechts, stehend: Luca, Saul und Giuliano; sitzend: Matteo und Pietro. 
Die Familie Galimberti leitet bereits in dritter Generation die Geschicke des Unternehmens. Im Bild von links nach rechts, stehend: Luca, Saul und Giuliano; sitzend: Matteo und Pietro. 

Wer auf einem Sofa von Flexform Platz nimmt, fühlt sich sofort wohl. Unendlich bequem sind die grosszügigen, weichen Kissen, die den Rücken auf so angenehme Weise unterstützen. Man kommt nicht dagegen an, die Fingerspitzen über die feinen Bezugsstoffe wandern zu lassen oder das glatte Holz zu berühren, das sich fast so zart anfühlt wie Seide. Das Gefühl von totaler Behaglichkeit stellt sich ein, grenzenloser Entspannung, man möchte einfach nur noch sitzenbleiben.
Hinter dieser Perfektion, die nicht nur den Polstermöbeln, sondern allen Produkten von Flexform zu eigen ist, steckt eine lange Tradition, die seit nunmehr drei Generationen von einer Familie gepflegt wird. Es war 1928, als die drei «Figli di Giovanni Galimberti» eine eigene Firma in Meda gründeten, dem Städtchen in der Region Brianza, das heute als Hochburg für italienisches Möbeldesign bekannt ist. Die kleine Werkstatt wuchs schnell zu einem Unternehmen mit Renommée, welches sich in den Nachkriegsjahren mit der Einrichtung des Scala-Foyers hervortat. Ab 1959 beschritt das Familienunternehmen neue Wege und konzentrierte sich auf die Herstellung hochwertiger Designermöbel im modernen Look. Mittlerweile führte Pietro Galimberti zusammen mit seinen Brüdern und Cousins die Möbelherstellung. Sie gaben der Firma den mehr international klingenden Namen Flexform und verkauften ihr breites Möbelprogramm nun auch ausserhalb Italiens. Der Erfolg gab ihnen Recht: Bereits 1967 konnte ein weiteres Werk gebaut werden, ein neues Gebäude für einen Showroom entstand. Flexform begann schnell, sich mit den eingangs erwähnten grosszügigen Sofalandschaften einen Namen zu machen. Und obwohl bei den Galimbertis das Polstermöbel-Know-how schon fast genetisch verankert zu sein schien, waren sie klug genug, sich gut beraten zu lassen: Ende der 1970er-Jahre begann die Zusammenarbeit mit Antonio Citterio. Sie sollte sich als elementar für den Erfolg des Unternehmens erweisen. Dem jungen Architekten und Designer gelang es, die Produktionslinie entscheidend mitzuprägen: Er entwarf in den letzten 40 Jahren die meisten Best- und Longseller. «Normalerweise arbeite ich mit Menschen zusammen, die meine Vision und meine Designsprache teilen», formuliert Citterio es selbst. «Aber mit den Galimbertis teilte ich die Ausrichtung der gesamten Firmenstrategie. Auch die Idee, lokale Architekten wie Mario Asnago, Claudio Vender und Gabriele Mucchi in die Produktion einzubinden – als eine Hommage an die Meister der Region.» Einer von vielen Gründen, warum die Zusammenarbeit bis heute andauert und auch von den Vertretern der dritten Generation gepflegt wird.

Die vergleichsweise kleine mit feinem Leder bezogene Couch «Sveva» wurde am diesjährigen Salone vorgestellt. Sie ist ein Entwurf von Carlo Colombo.
Die vergleichsweise kleine mit feinem Leder bezogene Couch «Sveva» wurde am diesjährigen Salone vorgestellt. Sie ist ein Entwurf von Carlo Colombo.
Kabinett «Jeremy» gehört zur aktuellen Kollektion und wurde von Carlo Colombo entworfen ...
Kabinett «Jeremy» gehört zur aktuellen Kollektion und wurde von Carlo Colombo entworfen ...
Zum Repertoir von Flexform gehören nicht nur Sitzgruppen, sondern auch Möbel wie der Beistelltisch «Ascanio». Die Kombination des Gestells aus edlem Holz und der Tischplatte aus Marmor wird hier zum Eyecatcher.
Zum Repertoir von Flexform gehören nicht nur Sitzgruppen, sondern auch Möbel wie der Beistelltisch «Ascanio». Die Kombination des Gestells aus edlem Holz und der Tischplatte aus Marmor wird hier zum Eyecatcher.
... wie auch Sessel «Sveva Soft», den es neu in komplett gepolsterter Version gibt.
... wie auch Sessel «Sveva Soft», den es neu in komplett gepolsterter Version gibt.

Draussen zuhause

Flexform ist ein Unternehmen, das fest in der Region verwurzelt ist. Nicht nur «Made in Italy», sondern «Made in Meda» könnte das Credo lauten, denn die Möbel werden zu 100 Prozent an Ort und Stelle produziert, die meisten Arbeitsschritte noch von Hand verrichtet. Die Arbeiter kommen aus der Gegend und haben ihr Können, das hier von Generation zu Generation weitergegeben wird, von der Pieke auf gelernt. Rund 80 von insgesamt 140 sind in die manuellen Produktionsstufen eingebunden. Flexform strebt nach nichts Geringerem als nach Perfektion. Deswegen legt man grossen Wert auf die Qualität der Materialien. So werden beispielsweise alle Ränder der Bezüge zunächst gekettelt und erst danach zusammengefügt: Ein Zwischenschritt, den niemand sieht, der für die Haltbarkeit der Möbel jedoch extrem wichtig ist. Selbst die Daunen in den Kissen sind mit einem speziellen Label zertifiziert: Sie werden lasergeschnitten, sterilisiert und in sogenannte «No-Escape»-Hüllen gefüllt. «In Sachen Qualität haben wir keinen Konkurrenten», meint Giuliano Galimberti überzeugt, der als Vertriebsleiter fürs Ausland tätig ist. «Es gibt Kunden, die lassen ihre Bezüge erneuern, obwohl sie unsere Polstermöbel bereits vor 20 oder 30 Jahren gekauft haben. Selbst wenn wir das Sofa nicht mehr produzieren, sind wir imstande, die alten Bezüge zu erneuern.»

Wieviel Handarbeit in einem Möbel von Flexform steckt, erfährt man bei einem Besuch der Produktion in Meda.
Wieviel Handarbeit in einem Möbel von Flexform steckt, erfährt man bei einem Besuch der Produktion in Meda.
Selbst die Etiketten werden liebevoll von Hand angenäht.
Selbst die Etiketten werden liebevoll von Hand angenäht.
Der Sessel «Thomas» ist ein Bestseller von Antonio Citterio und ist in der Version «Thomas Outdoor» nun auch für draussen geeignet.
Der Sessel «Thomas» ist ein Bestseller von Antonio Citterio und ist in der Version «Thomas Outdoor» nun auch für draussen geeignet.

Die Kontinuität von Stil und Image haben Flexform im Laufe der Jahre viel Anerkennung eingebracht. Die gelungene Mischung aus Eleganz und Komfort ist international mehr gefragt denn je, das Unternehmen betreibt 35 Flagship-Stores und 100 Shop-in-Shops in 89 Ländern. Ein Grund, warum sich Flexform in diesem Jahr mit einer ersten Outdoor-Kollektion auf ganz neues Terrain wagt. Die Sofas, Sessel und Accessoires sind für den Aussenraum gedacht, stehen jedoch den Möbeln für Innenräume in nichts nach. «Optisch passten viele unserer Indoor-Produkte bereits perfekt nach draussen,» erzählt Giuliano Galimberti. «Wir mussten nur die richtigen Materialien finden bzw. Bearbeitungsmethoden entwickeln, die sie outdoortauglich machen.» Und weiter: «Die neue Kollektion für den Aussenbereich unterliegt den gleichen Standards wie für unsere Innenraum-Möbel, ohne Unterschiede in der Qualität.» Um dies zu gewährleisten, wurden nur modernste Materialien ausgewählt, die Witterung und Feuchtigkeit standhalten, wie wetter- und farbbeständiges Irokoholz, wasserdichtes Polypropylen oder Nickel-Chrom-Stahl-Legierungen. Alles Materialien, die Flexform bereits bei der Ausstattung von Yachten verwendet und geprüft hat. Darüber hinaus wählte man nur solche Stoffe, bei denen sich ein Gefühl von Zuhause einstellt – die wasserabweisenden Textilien fühlen sich angenehm weich an und sind nicht weniger einladend, als die Sofalandschaft im Wohnzimmer. Welche der eleganten Möbel man letztendlich lieber (be-)sitzt, bleibt jedem selbst überlassen.

flexform.it

Ein Flechtwerk wie das von «Vulcano» gehört zu den Lieblingsthemen von Flexform. Designer, in diesem Falle Antonio Citterio, greifen es immer wieder auf.
Ein Flechtwerk wie das von «Vulcano» gehört zu den Lieblingsthemen von Flexform. Designer, in diesem Falle Antonio Citterio, greifen es immer wieder auf.
Auch das flexible Sitzsystem «Zante Outdoor» wurde speziell für draussen konzipiert. Bei Bedarf kann es einfach auseinander gebaut und in Einzelteilen verstaut werden.
Auch das flexible Sitzsystem «Zante Outdoor» wurde speziell für draussen konzipiert. Bei Bedarf kann es einfach auseinander gebaut und in Einzelteilen verstaut werden.

Text: Paola Tamborini
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 06•07/2019

Bezugsquelle:
Flexform
über: Arquint Home GmbH
6300 Zug

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