Ihr Handwerk ist der Stoff, aus dem unsere Träume gemacht sind. Mit viel Herzblut erschaffen die Textildesignerinnen von Schlossberg farbenfrohe Motive und Muster für Bettwäsche, die selbst im Schlaf unsere Fantasie beflügeln.
Carola Bachmann Helbling sitzt an ihrem Arbeitsplatz und zeichnet. 120 Buntstifte ruhen fein sortiert nach Farben in schwarzen Ablagen vor ihr, darunter allein 16 Blautöne. Was die Designerin hier mit viel Sorgfalt zu Papier bringt, ist noch nicht für die Augen Fremder bestimmt. Denn das Motiv soll eine der nächsten Living Colors-Kollektionen von Schlossberg zieren. Als Teil des Kreativ-Teams, zu dem vier Designerinnen und eine Produktmanagerin zählen, fertigt Carola Bachmann Helbling unter anderem Handzeichnungen und -aquarelle für die traumhaft schöne Bettwäsche des Schweizer Luxus-Herstellers. Living Colors ist fraglos die spannendste Kollektion von Schlossberg, in der auch das meiste Herzblut steckt. Denn «die Arbeit für Living Colors beginnt immer am Zeichentisch mit Stift oder Pinsel», wie Susanne Krebs, Chefdesignerin und Leiterin des Kreativteams, verrät. «Selbst wenn das Muster am Ende aus Streifen besteht». Das macht den Unterschied, die Dessins wirken lebendiger. «Die Menschen sehen und fühlen das. Ein Computer hingegen macht jedes Mal den gleichen Strich, den gleichen Fleck.»
Pro Jahr entstehen ungefähr zwölf neue Dessins der hochfarbigen Drucke, für welche die Designerinnen auch mal in den botanischen Garten nach Zürich fahren oder eine Kunstausstellung besuchen, um sich dort inspirieren zu lassen. Doch das klassische Zeichnen oder Aquarellieren von Hand auf Papier ist nur ein Teil des Entstehungsprozesses. Die Designerinnen sind auch bei der digitalen Verarbeitung am Computer gefragt, wo sie die Motive nach dem Scannen auf der Fläche anordnen. Bis eine Bettwäsche dann endgültig in Produktion geht, sind viele Arbeitsschritte notwendig. Denn selbst wenn das Muster am Bildschirm überzeugt, steht noch nicht fest, ob das Dessin auch auf Stoff oder bei Tageslicht den hohen Ansprüchen genügen wird. «Das Entwerfen neuer Muster ist wie einen Weg beschreiten, dessen Ziel man beim Start noch nicht kennt», erklärt Susanne Krebs den Vorgang. Aber: Je genauer die Vorstellungen einer Designerin schon beim Zeichnen sind, umso schneller gelingt die endgültige Umsetzung.
Der Prozess endet mit dem Bedrucken der Stoffe. Das geschieht mittlerweile meistens digital und «hat den Vorteil, dass wir uns farblich nicht mehr einschränken müssen. Wir können alle Nuancen problemlos abbilden», sagt Susanne Krebs. Auch sei der Initialaufwand viel geringer als beim Siebdruck und man könne kleinere Mengen produzieren. Und so entstehen speziellere Serien wie «Bon Voyage», für die Carola Bachmann Helbling farbenfrohe Ballons entwarf. Womit uns das Kreativ-Team im neuen Jahr überraschen wird? Wir haben eine Ahnung, dürfen aber noch nichts verraten.
SCHLOSSBERG.CH
Text: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 11/19 • 01/20