Eine Innenarchitektin, eine Objekt- und eine Modedesignerin arbeiten zusammen als unkonventionelles Kreativteam beim Polstermöbelhersteller Bretz. Gemeinsam gestalten sie Sitzlandschaften, die – bei aller Gemütlichkeit – stets zwei Eigenschaften mitbringen: Fröhlichkeit und unbedingte Präsenz.
Mit Stoffresten im Kuhfell-Look fing alles an: Carolin Kutzera war noch klein und das Familienunternehmen Bretz, damals von ihrem Stiefvater Hartmut und ihrem Onkel Norbert geführt, setzte eine Zeitlang stark auf Bezüge mit Tierfellmustern. Ausgerechnet Kuhfell-Sofas wurden damals aber nicht besonders stark nachgefragt, wie sie erzählt: «Ich war aber ein grosser Kuhfan und hab mit Abfallstücken mein ganzes Kinderzimmer verschönert.» Sie bezog einen Hocker und das Kopfteil ihres Bettes, hängte Kuhfell-Vorhänge auf. «Ich war total stolz darauf.» Heute taugt Carolin Kutzeras Kuhfellphase definitiv nur noch als Anekdote, die Liebe zu fröhlicher Gestaltung ist ihr allerdings geblieben. Nach der Schule absolvierte sie in Mailand und Paris ein Studium in «Fashion & Textile Design» und «Innovation Management», arbeitete anschliessend knapp zwei Jahre bei einem Londoner Modelabel, um dann schlussendlich doch in das Familien-Universum zurückzukehren, das sie schon als Kind geprägt hatte. Daran hat ausgerechnet das Modedesign-Studium einen entscheidenden Anteil, lernte sie doch dort, ihren eigenen gestalterischen Weg zu vertreten. Ein Professor hatte sie besonders dazu ermutigt, Entscheidungen aus sich selbst heraus zu treffen und nicht etwa mit aktuellen Trends oder etablierten Konventionen zu begründen.
Das passt gut zur Philosophie von Bretz. Seit 2009 ist Carolin Kutzera einer der kreativen Köpfe im Unternehmen und mittlerweile nicht nur verantwortlich fürs Produktdesign und alle gestalterischen Fragen rund um die Firma: Vor gut zwei Jahren übernahm sie auch die Co-Geschäftsführung von Vater Hartmut. Der hatte 1991 zusammen mit seinem Bruder Norbert das Abenteuer gewagt, das Familienunternehmen in ein neues Zeitalter zu führen. Seit der Gründung 1895, ursprünglich als Matratzenfabrik, war der Polstermöbelfabrikant mehrfach durch wirtschaftlich stürmische See unterwegs, erlitt auch Schiffbruch. Seit gut 30 Jahren kennt man Bretz nun wie keine andere Marke für Sofas mit Charakter, die manchmal schrill, manchmal opulent sind – und die man keinesfalls übersieht. Echte Kunstwerke, denen man sich mit Haut und Haar nähern kann. Dieser starke Auftritt begeisterte 2016 auch die Innenarchitektin Pauline Junglas und die Objektdesignerin Dagmar Marsetz. Beide stiegen fast zeitgleich ins Kreativteam von Bretz ein. Seither ringen Kutzera, Marsetz und Junglas gemeinsam um jede neue Produktidee, jedes Konzept für ein Fotoshooting und jeden neuen Messestand. «Wir diskutieren viel», verrät Dagmar Marsetz. Zwar höre sich das im ersten Moment gar nicht so positiv an, aber es mache wirklich Sinn, vor allem, da alle drei so unterschiedliche Charaktere seien, die auch unterschiedliche Erfahrungen mitbringen. «Aber wir lassen uns gegenseitig genügend Freiraum in der Entwurfsphase, sonst könnten wir mit unseren Bretz-Möbeln nicht so überraschen.»
Drei Damen und viel Sofafreude
Dieses Prinzip
funktioniert. Ihre Entwürfe sind mehrfach mit Awards prämiert, so mit
dem Red Dot und dem Interior Innovation Award. Dahinter steckt eine
feine Balance zwischen Eleganz und Opulenz, zwischen Eigensinn und
verständlichem Humor, eine Leistung, die den drei Designerinnen bei
jedem Produkt aufs Neue gelingt.
Wenn ein Sitzmöbel
gestalterisch den letzten Schliff bekommen hat, ist die Arbeit für das
Kreativteam übrigens nicht beendet. Sie konzipieren auch die bekannten
Bretz-Werbekampagnen, die ganz entscheidend dazu beitragen, wie die
Polstermöbel des Familienunternehmens gesehen werden. Der ganz
eigenständige Charakter, den jedes Sofa und jeder Sessel mitbringt,
zeigt sich auch in den Shootings. Derzeit machen sich die drei
Gestalterinnen mit den Möglichkeiten vertraut, die ihnen virtuelle
Welten bieten. Vielleicht reist ein Bretz-Sofa also bald auf den Mond
und taucht anschliessend in die Tiefen des Meeres ab. Bei Dagmar
Marsetz, Carolin Kutzera und Pauline Junglas ist nichts unmöglich.
Die komplette Geschichte ist im Magazin RAUM UND WOHNEN zu lesen. Die Ausgabe 08/20 lässt sich online bestellen.
Text: Barbara Hallmann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 08/2020