Wände mit Geschichte

Wenn aus einer Vision ein erfolgreiches Unternehmen entsteht, steckt viel Leidenschaft dahinter. Bei der belgischen Tapetenmanufaktur Arte International war es die Leidenschaft für High-End-Wandbekleidungen, die von Ästhetik, Handwerkskunst und Qualität zeugen. Und dies seit über vierzig Jahren.

Wie ein Blättermeer zieren beim Motiv «Medjoul» die Palmblätter der gleichnamigen Dattelpalme die Wand. Durch die verwendete Technik erhält das fliesenförmige Muster ein tiefes Relief, was das Motiv lebendig wirken lässt.
Wie ein Blättermeer zieren beim Motiv «Medjoul» die Palmblätter der gleichnamigen Dattelpalme die Wand. Durch die verwendete Technik erhält das fliesenförmige Muster ein tiefes Relief, was das Motiv lebendig wirken lässt.
Philippe (li.) und Steven Desart haben das Unternehmen Arte International von ihrem Vater Jean Pierre übernommen. Die dritte Generation steht bereits in den Startlöchern, denn die Töchter von Steven und Philippe wollen in das Familienunternehmen einsteigen, um das Erbe weiterzuführen.
Philippe (li.) und Steven Desart haben das Unternehmen Arte International von ihrem Vater Jean Pierre übernommen. Die dritte Generation steht bereits in den Startlöchern, denn die Töchter von Steven und Philippe wollen in das Familienunternehmen einsteigen, um das Erbe weiterzuführen.

Die Geschichte lehrt uns, dass die Menschen bereits ab dem 11. Jahrhundert ihre Wände mit «Tapeten» schmückten – damals offenbar aus Leder oder Pergament. Ab dem 14. Jahrhundert waren es Stofftapeten aus Italien und rund zwei Jahrhunderte später fanden handgemalte chinesische Papiertapeten ihren Weg nach Europa. Dies war der Auftakt zur Papiertapetenproduktion, die in Frankreich und England ihren Anfang machte und im 18. Jahrhundert in eine serienmässige Fertigung überging. Lange Zeit war diese Art der Wandbekleidung nur für die obere Schicht erschwinglich. Das änderte sich nach dem zweiten Weltkrieg zu Zeiten des Wirtschaftswunders, als Wandtapeten für viele zum Inbegriff von Raumgestaltung wurde.

Der Belgier Jean Pierre Desart gründete sein Unternehmen Arte Inter-national im Jahre 1981. Doch Tapeten waren für ihn weit mehr als Papierrollen. Er startete mit einem kleinen Studio von DesignerInnen und experimentierte schon früh mit verschiedenen Techniken; dabei arbeitete er mit neuen Materialien, die noch nie zuvor in der Tapetenherstellung verwendet worden waren und setzte scheinbar unmögliche Ideen in die Tat um. Doch damit nicht genug. Um seine Produkte ins beste Licht zu rücken, stylte und fotografierte er diese so, dass man erfasste, wie damit ein Zuhause individuell gestaltet werden konnte. Der Erfolg stellte sich bald ein. Heute beschäftigt das Unternehmen, das inzwischen von seinen beiden Söhnen Steven und Philippe geführt wird, 160 Mitarbeitende in neun Ländern. In ihrem hochmodernen, über 24000 m2 grossen Hauptsitz in Zonhoven ist das Designstudio direkt neben der Produktion, so dass Forschung und Entwicklung sowohl aus der Design- als auch aus der Produktionsperspektive Hand in Hand gehen können. Im Jahre 2010 wurde in Paris der erste Showroom eröffnet, 2016 folgte der nächste in London. Zwei weitere im niederländischen Colemburg sowie in Los Angeles sind seitdem noch dazugekommen, in Planung sind die Standorte Singapore und Barcelona.

Wie damals für den Vater, ist der Ansporn für seine Söhne Steven und Phillipe auch heute noch, unkonventionell zu sein, indem sie experimentieren und sich selbst immer wieder herausfordern, einzigartige Oberflächen zu schaffen. So sind es inzwischen über 500 verschieden Wandbeläge, die zum Sortiment des Unternehmens gehören. Das aktuellste Beispiel ist die neue Kollektion «Babylon», die im Herbst 2023 lanciert wird. Sie ist inspiriert von der Keilschrift, die vor über 5000 Jahren von den Sumeren im heutigen Irak erfunden und später unter anderem auch von den Babyloniern übernommen wurde. Die Keilschrift wurde durch Einritzen und Zeichnen in Tontafeln niedergeschrieben. Diese Technik ist die Grundlage für das Verfahren der Kollektion «Babylon», bei dem grosse Tontafeln, die dann als Negativmodel dienen, mit äusserster Präzision von Hand geformt und dann in detaillierte Kreationen umgesetzt werden. Diese Tafeln werden anschliessend mit einem speziellen, rund sieben Zentimter dicken, flüssigen Mikrofasergewebe gefüllt und zu grossformatigen Textilpaneelen geformt. Vier verschiedene Motive umfasst die Kollektion: «Terracotta» zeigt sich in wellenförmigen Bahnen. «Medjoul» ist die Umsetzung grosser Palmenblätter der Medjool-Dattelpalme, die vor allem im Nahen Osten häufig vorkommt. «Adobe» spielt mit verschiedenen Höhen und Tiefen und basiert auf der Optik gebrannter Lehmziegel, die in der Sonne getrocknet wurden. Und last but not least «Between Rivers», das eine mystische Szene im Zweistromland von Euphrat und Tigris mit Elefanten, Gazellen, Palmen und Überreste alter Tempel zeigt. Die «Babylon»-Kollektion ist von A bis Z reine Handarbeit und wirkt wie ein Kunstwerk. Die einzelnen Motive gibt es in vier erdigen, zurückhaltenden Farbtönen. Und wie bei all ihren Neulancierungen, wurde auch diese Kollektion fotografisch so in Szene gesetzt, dass einem die Lust überkommt, diese aussergewöhnlichen Tafeln als neuen Wandschmuck für die eigenen vier Wände zu erwerben.

ARTE

Die vierte und auch schlichteste Linie aus der «Babylon»-Kollektion heisst «Adobe» und spielt mit unregelmässigen Quadraten und Dreiecken, die einen geometrischen und spielerischen Effekt erzeugen. 
Die vierte und auch schlichteste Linie aus der «Babylon»-Kollektion heisst «Adobe» und spielt mit unregelmässigen Quadraten und Dreiecken, die einen geometrischen und spielerischen Effekt erzeugen. 
In Szene gesetzt: Jede Kollektion und jedes Motiv, wie hier «Between Rivers», wird vom Unternehmen wohnlich in Szene gesetzt und fotografiert, so dass man sich vorstellen kann, wie ein Wandbelag in den eigenen vier Wänden wirken kann.
In Szene gesetzt: Jede Kollektion und jedes Motiv, wie hier «Between Rivers», wird vom Unternehmen wohnlich in Szene gesetzt und fotografiert, so dass man sich vorstellen kann, wie ein Wandbelag in den eigenen vier Wänden wirken kann.

Text: Ursula Bünter
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 09•10/23

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