Team 7, der österreichische Biomöbel-Pionier, hat sich ganz der Natur, der Region und der daraus resultierenden Wertschöpfungskette verschrieben. Dieser Vision aus Überzeugung wurde nun mit der neuen Team 7 - Welt in Ried im Innkreis die Krone aufgesetzt.
Die Idee, die Marke auch als Gebäude lebendig werden zu lassen und erlebbar zu machen, hegte CEO Dr. Georg Emprechtinger schon lange. Seit 2014 wurde daran gearbeitet: Auf einen Architektenworkshop in Begleitung des Designchefs Sebastian Desch, bei dem definiert wurde, was die künftige Zentrale leisten können soll, folgte 2016 ein internationaler Wettbewerb, an dem sich auch sehr renommierte ArchitektInnen beteiligten. Doch dann verschoben sich die Prioritäten, und der Bau eines Logistikzentrums wurde vorgezogen. 2020 wurde schliesslich das in Ried ansässige Architekturbüro Matulik mit der Planung und Umsetzung der neuen Team 7-Welt beauftragt, wobei das Briefing bereits sehr detailliert und die Vorstellungen schon sehr konkret waren. Der Spatenstich erfolgte im Juli 2021, exakt zwei Jahre später im Juli 2023 die Fertigstellung.
Schon im Eingangsbereich taucht man in die Marke ein. Am Portal empfängt ein grosser Baum den Gast, der die Wurzeln des Unternehmens darstellen soll. Diesem folgt ein lichtdurchflutetes Foyer, gestaltet als imposantes, grünes Blätterdach symbolischer Bäume, das künftig für Veranstaltungen, aber auch vertiefende Ausstellungen zu den Kernthemen Nachhaltigkeit, Regionalität und dem Werkstoff Holz genutzt werden wird. Flankiert wird der Eingang einerseits vom Empfangsbereich mit einladender Lobby, andererseits von einem Steinway-Flügel aus der limitierten Team 7-Edition und einer Fotoecke für Instagram. Auch hier wird trotz tiefen Traditionsbewusstseins mit der Zeit gegangen: «Wir haben eine Mission und wollen für dieses Thema begeistern. Hier soll jeder darin eintauchen können – angefangen bei Kindern, die mehr darüber wissen wollen, bis hin zu Fachleuten, die ihr Wissen komplettieren möchten.»
Ein paar Schritte weiter eröffnet sich der neue Showroom, der auf beeindruckenden 1200 Quadratmetern und zwei Etagen zeigt, was er kann. Das Gestaltungskonzept stammt von Sebastian Desch, der hier – nach seiner eigenen Wortschöpfung – eine «radiale Planung» entwarf, die sich aus der organischen Form des Gebäudes ergab. Entlang der Fassade zum Innenhof werden insgesamt sechs Küchenmodelle gezeigt, um diese jenen KundInnen, die sich speziell nur für Küchen interessieren, gebündelt präsentieren zu können. Desch beabsichtigte mit seiner Radialstruktur ein «Denken von innen heraus»: Die Segmente der Küchen öffnen sich Richtung Fassade immer mehr und gehen in minutiös durchkomponierte Wohnwelten über, gestaltet mit Tischen, Stühlen, Begleitmöbeln und Wohnwänden. Während eine Nische für ein Bett reserviert ist, um auch hier das Thema Schlafen anzuteasern, gibt es zum Abschluss rund um eine skulpturale Treppe, die ins erste Obergeschoss führt, ein komplett eingerichtetes Appartement zu entdecken. Oben angekommen, eröffnen sich die Bereiche Homeoffice, Kinder und Jugend sowie Schlafen mit acht Bettmodellen und – in Kooperation mit Keuco – das Bad. «Hier sollen HändlerInnen und EinrichterInnen, aber auch EndkundInnen eintauchen und sich mit der Marke vertraut machen können. Im Mittelpunkt steht das Raumerlebnis mit natürlichen Materialien, aber nicht nur in Form der Produkte, sondern das Gebäude im Gesamtkontext», sagt Georg Emprechtinger.
Doch die Team 7-Welt kann mehr als nur «Schauraum»: So gibt es einen angeschlossenen Bereich für Bemusterung und Planung, wo man sich auf vier grossen Tischen ausbreiten und sich intensiv mit der Auswahl von Holzarten, Natursteinen, Stoffen und Griffvarianten auseinandersetzen kann. In den darüber liegenden Geschossen befinden sich etwa 170 Arbeitsplätze, ein Prototypenraum, Räume für die Team 7-Akademie, in der Seminare und Trainingseinheiten für EinrichtungsplanerInnen und InnenarchitekInnten angeboten werden, eine Erlebnis-Schauküche und eine Bar, die auch für Workshops und gemeinschaftliches Kochen genutzt werden kann sowie ein Dachgarten zur Erholung.
Durch und durch nachhaltig
Den Rahmen für all das schafft ein Gebäude, das nach allen Regeln der Kunst nachhaltig geplant wurde. So wurde beispielsweise gänzlich auf eine Klimaanlage verzichtet. «Auch hier wollen wir richtungsweisend sein. Keine Klimaanlage einzubauen war deshalb eine bewusste Entscheidung, die durch zahlreiche durchdachte Massnahmen getragen wird, etwa eine Nachtlüftung über 170 öffenbare Fensterflügel, die in der Nacht für zwei Stunden kühle Luft hereinströmen lassen, oder über Bauteilaktivierung, bei der kaltes Wasser durch die Schläuche der Fussbodenheizung geschickt wird und so die Raumtemperatur absenkt. Das Wasser dafür kommt aus unserem eigenen Sprinklerbecken», erzählt Georg Emprechtinger. Ergänzt wurde das Projekt mit einer neuen Energiezentrale, die das Gebäude mit zwei Energiequellen aus grünem Strom über Photovoltaik und Wärme aus Biomasse sowie Abwärme aus firmeneigenen Prozessen versorgt und auf diese Weise unabhängig und zukunftssicher macht.
Die durchgängige Lamellenfassade aus Fichtenholz reguliert nicht nur
die Sonneneinstrahlung, sondern wird zum Markenzeichen des neuen
Standorts. Insgesamt wurden 5500 Festmeter Nadelholz verbaut, davon etwa
20 Prozent aus dem nahegelegenen, eigenen Wald. Die einzigen Betonelemente
sind die Treppenhäuser, was man in Form von nacktem Sichtbeton auch
richtig sehen darf. Auf den Massivholzdecken macht sich gespachteltes
Lehmkasein und Linoleum breit, als Dämmung kommen Schafwolle und
Zellulose zum Einsatz. «Wir sind sehr stolz darauf, dass wir der Region
immer treu geblieben sind, und das auch in Zukunft bleiben wollen. Wir
legen grössten Wert darauf, dass man die Natürlichkeit spüren kann. Es
soll wie ein Waldspaziergang sein. Damit das gelingen kann, braucht es
viel handwerkliche, aber auch technische Kompetenz, um sich in
Spannungsfeld zwischen Design und Umsetzung gut bewegen zu können. Mit
unserem eigenen Plattenwerk schaffen wir es, die gesamte Wertschöpfung
selbst in der Hand zu haben, die wir über Jahrzehnte entwickelt haben.
Dieses Gebäude soll nun diese einzigartige Entwicklung manifestieren als
eine Architektur, mit der wir zeigen wollen, was uns antreibt», sagt
Georg Emprechtinger stolz.
Nach dem Besuch der Team 7-Welt lohnt
es sich, im Foyer noch einmal den Klängen des Steinway-Flügels zu
lauschen. Auch er ist mit der Geschichte von Team 7 eng verbunden, doch
nicht nur, weil es eine eigene Edition gibt, sondern auch, weil das
Unternehmen die Klaviermanufaktur in Hamburg mit ihrem Holz beliefert
und die edlen Musikinstrumente ausschliesslich daraus gefertigt werden.
Wer sich neben Kunst auch noch der Kulinarik widmen will, kann dies im
«MYC» tun, das im Gebäude integrierte Restaurant zweier junger
Kochtalente, die aus regionalen Produkten wahre Gaumenfreuden zaubern.
Text: Barbara Jahn, Fotos: Kurt Hoerbst
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 12/23•01/24