Man weiss nicht, wo und wann die Technik des Makramee entstanden ist. Aber was man gesichert sagen kann: Im Südwesten von Frankreich, am Fusse der Pyrenäen, schaffen die Hände der Französin Laurentine Perilhou dank dieser alten Knüpfkunst wahre Wunder. Wer ihre Werke kennt, denkt beim Wort «Makramee» ganz sicher nie mehr an Omas Blumenampel aus den 1970er-Jahren.
Warum eigentlich Lavelanet? Wie kommt es, dass auf diese beschauliche Kleinstadt – strategisch zwischen Toulouse und Andorra am Fusse der Pyrenäen gelegen – in den letzten Jahren die Designwelt schaut? Um diese Frage zu beantworten, bedarf es einer Reise, sowohl zeitlich als auch räumlich. Denn für die Makramee-Künstlerin Laurentine Perilhou nahm alles vor gut 20 Jahren in den Anden seinen Anfang.
Zuvor hatte sich die junge Frau aus Lavelanet im Kunstgeschichtsstudium in Toulouse gelangweilt. Ihr Herz schlug für das Reisen. «Als Achtjährige bereiste ich mit meinen Eltern Chile. Ich hatte wundervolle Erinnerungen an diese Reise und wollte dahin zurück», erinnert sich Perilhou. Also jobbte sie für ein Jahr, sparte Geld und packte gemeinsam mit ihrem Partner Clément den Rucksack. In San Pedro de Atacama blieben sie eine Weile und machten die Bekanntschaft eines Künstlers – eine Begegnung, die weitreichende Folgen haben sollte. «Felipe kreierte bezaubernde Schmuckstücke und weihte uns in seine Techniken ein», erzählt Perilhou. «Ich begann, Ohrringe zu knüpfen und verkaufte sie in einem kleinen Schmucklädchen, in der ich nebenbei arbeitete.»
Eines Tages öffnete sich die Tür des kleinen Schmucklädchens, und der französische Künstler Walter Petrizzo trat ein. Die Ohrringe der beiden jungen Franzosen faszinierten ihn derart, dass er unbedingt ein massgefertigtes Paar für seine Frau mitnehmen wollte. «Sein Rückflug ging bereits am nächsten Morgen, sodass wir für unseren ersten Direktauftrag eine Nachtschicht einlegten», erinnert sich Perilhou. Was dann geschah, ist ebenso erstaunlich wie charakteristisch für die Karriere junger DesignerInnen: Petrizzos Frau war von den mitgebrachten Schmuckstücken begeistert. Daraufhin unterbreitete der Künstler Laurentine Perilhou und ihrem Partner ein verlockendes Angebot: «Er stellte in Aussicht, unseren Makramee-Schmuck zusammen mit seinen Werken in einem Kloster in der Bourgogne auszustellen – vorausgesetzt, wir wären bis dahin nach Europa zurückgekehrt.» Tatsächlich hatten die beiden ohnehin ihre Rückreise geplant, und so kam es zu der gemeinsamen Ausstellung. «Es war wirklich eine aussergewöhnliche Gelegenheit. Dennoch wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass daraus mein Beruf werden könnte», gesteht Perilhou.
Zu jener Zeit assoziierte auch Laurentine Perilhou selbst Makramee noch eher mit der Hippie-Bewegung der 1970er-Jahre. Ihre Schmuckstücke jedoch hatten eine ganz eigene Ästhetik und begeisterten eine völlig neue Käuferschicht. Sie selbst hatte einfach nur Freude daran, mit dieser Technik das zu gestalten, was ihr gefiel. Spätestens als sie als Ausstellerin für die Kunsthandwerkermesse in Toulouse zugelassen wurde und dort all ihre Stücke verkaufte, dämmerte ihr: «Daraus könnte mein Beruf werden.»
Im Zusammenhang mit der Messe hörte sie auch vom «Concours de jeunes créateurs» der französischen Kunsthandwerkergilde, einem Wettbewerb für junges Design. Sie bewarb sich – und gewann. «Ab diesem Moment war ich plötzlich Teil einer professionellen Struktur, und vieles entwickelte sich fast wie von selbst.» Sie erhielt die Möglichkeit, an der renommierten Messe «Salon et Objet» in Paris teilzunehmen und in Pariser Galerien auszustellen. Plötzlich interessierten sich KundInnen aus dem In- und Ausland für ihre Kreationen. Bemerkenswert ist, dass Perilhou zuvor keinerlei künstlerische Ausbildung absolviert hatte.
Das komplette Portrait ist in der Ausgabe 05•06/25 vom Magazin RAUM UND WOHNEN zu lesen.
Text: Barbara Hallmann
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 05•06/25