Der Frühling klopft schon leise an die Tür. Und wer die Zeit nicht abwarten will, kann sich ja bereits um einen stilvollen Platz an der Sonne bemühen. Warum der in doppelter Hinsicht Grün ist und was dabei auf keinen Fall fehlen darf, weiss Landschaftsarchitektin Sarah Hauser von Hauser Design.
Frau Hauser, welche Farbtrends dürfen wir in der kommenden Saison erwarten?
Es wird grün. Genauer gesagt, mischt sich ein tiefes Dunkelgrün in die Farbpalette der Outdoormöbel. Die SchweizerInnen sind, was Farbe anbelangt, eher zurückhaltend und wählen bevorzugt unauffällige Naturtöne, die ja meist auch lange gefallen. Ich plädiere trotzdem dafür, etwas mutiger zu sein. Waldgrün oder auch Nachtblau sind vor allem im Aussenbereich ein guter Anfang, sich an Farbe heranzutasten. Innerhalb einer natürlichen Umgebung wirkt Farbe viel weniger intensiv, als dies im Showroom der Fall ist. Hinzu kommt: Die Menschen vergessen immer, dass sich auch das Wetter auf unser Farbempfinden auswirkt. Bei schönem Wetter ziehen wir uns automatisch farbiger an – und draussen sind wir ja meist, wenn es schön ist und die Sonne scheint.
Welche Materialien erobern gerade den Aussenbereich?
Vielseitige Hightech-Materialien, die robust sind, wetterfest und draussen möglich machen, was bis jetzt dem Innenbereich vorbehalten war: Wohnlichkeit. Das Textile kann und darf plötzlich eine grössere Rolle spielen in Form von Teppichen mit Fransen, geflochtenen Lehnen oder umhäkelten Leuchten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Loungesofa «Giro» von Vincent van Duysen, dessen Rückenteil aus gedrehten, recyceltem Polypropylen-Seil besteht. Der Designer lässt das Seil zu einer Bahn zusammennähen, um die Stofflichkeit des Sitzmöbels zu erhöhen. So verarbeitet erwecken die Materialien einen sehr natürlichen Eindruck, sind aber anders als die meisten Naturmaterialien extrem unempfindlich.
Apropos Form...
Alles wird wieder üppiger, schwerer. Viele Möbel bringen etwas Organisches mit oder haben wie Loungesofa «Giro» abgerundete Ecken. Der runde Tisch aus grünem Marmor von Alinea passt da ebenfalls ins Bild. Ein massives Möbel aus Naturstein, das doch eine gewisse Eleganz aufweist. In dunklem Grün kommt die Marmorierung der Oberfläche übrigens besonders gut zur Geltung.
Was fällt Ihnen bei den neuen Kollektionen besonders auf?
Was nicht von Hand gefertigt wird, ist zumindest vom Handwerk inspiriert. Ton ersetzt Metall. Auf den Pflanzgefässen von Domani beispielsweise vermag man fast die Fingerabdrücke der Töpfer zu erkennen. Die Strukturen, die so entstehen, wollen uns die einzelnen Dinge entdecken lassen. Und sie passen zu jedem Stil – von Landhaus bis modern. Geflochtene, gewobene oder gehäkelte Elemente finden sich an Sitzmöbeln oder Leuchten. Für ihre Fertigung werden traditionelle Techniken wiederbelebt und mit modernen Materialien und Technologien umgesetzt. Ein schöner Nebeneffekt: Sie sorgen für wirklich stimmungsvolle Licht- und Schattenspiele.
Was darf nach Ihrer Ansicht in keinem Aussenbereich fehlen?
Man sollte auch hier aufs Detail achten, vor allem bei kleineren Terrassen. Wenn man z. B. den Gartenschlauch nirgends verstecken kann, dann empfehle ich, auf ein schönes Design zu setzen und so den Gebrauchsgegenstand zum Deko-Objekt aufzuwerten. Ein Thema sind immer auch Wasserspiele und Feuer. Letzteres sorgt auch mit Bioethanol oder Brenngel für Atmosphäre. Und nicht zu vergessen: der passende Grill! Auch hier setzt sich Grün durch – nicht nur als Farbe: Immer mehr Menschen reduzieren ihren Fleischgenuss, backen Pizza, Brot und grillieren Gemüse.
HAUSER DESIGN
Loungsofa «Giro» von Vincent van Duysen für KETTAL.
Grill von BIG GREEN EGG.
Wandhalterung & Schlauch von GARDENGLORY.
Weitere Ideen für die Terrasse, vorgestellt von Hauser Design, gibt es im Magazin RAUM UND WOHNEN. Die Ausgabe 03•04/22 lässt sich online bestellen.
Text: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 03•04/22