Wer sich in der Innerschweiz neu einrichten will, ist bei Heidi Stocker und ihrem Mann Konrad gut aufgehoben. Im Showroom von Davinci Interior Design in Emmen zeigen die Inneneinrichter, wie man gern wohnt – auch in der Küche.
Frau Stocker, Sie bieten in Ihrem Interieur-Geschäft auch Küchen an. Was hat Sie dazu bewogen, Ihr Portfolio dahingehend zu erweitern?
Es stimmt, wir haben ohne Küchen angefangen und mussten uns erstmal ein Netzwerk in Sachen Küchenplanung aufbauen. Um dann schnell festzustellen, dass die Küche in vielen Projekten das Herzstück ist. Oft bestimmt sie das Interieur des ganzen Hauses; von ihr geht nicht selten die weitere Planung aus. Deshalb haben wir uns schnell gefragt, warum wir einen so wichtigen Teil eigentlich nicht selbst planen? Als sich die Möglichkeit ergab, die Küchen von Molteni & C | Dada in unser Portfolio aufzunehmen, war das nicht nur ein bedeutender Schritt in Sachen gesamtheitliches Wohnen, sondern auch eine Arbeitserleichterung. Jetzt können wir die Farbe des Holzes und die verschiedenen Materialien perfekt auf den Schrank im Entrée oder die Stühle im Esszimmer abstimmen, ohne die genauen Töne mit dem Schreiner abzusprechen und zu vergleichen, was besser zu den weiteren Möbeln passt. Nun ist alles automatisch aus einem Guss.
Die Küche ist in den letzten Jahren ja häufig als Herzstück des Hauses bezeichnet worden. Was bedeutet das für Sie als Interieur Designerin?
Dass ihre Planung sehr viel Sorgfalt in Anspruch nehmen sollte. Die Küche wird immer öffentlicher, hier trifft sich nicht nur die Familie, hier kommt man auch mit Freunden zusammen. Früher sassen die Gäste im Wohnzimmer, während die Dame des Hauses in der Küche werkelte und später dann Speisen und Getränke zu ihren Gästen brachte. Heute sind die Gäste am Geschehen in der Küche beteiligt, nehmen den Apéro an der Kücheninsel, helfen vielleicht sogar beim Kochen. Im Gegenzug dazu können Köchin oder Koch am Gespräch teilhaben.
Welche Rolle spielt die Küche für Sie persönlich?
Ich komme aus einer Gastwirtschaft, für mich ist die Küche mit ganz viel Emotionen verbunden. Viele meiner Kindheitserinnerungen hängen mit der Küche zusammen – sie war unser Wohnzimmer, das soziale Zentrum der Familie. Hier wurde nicht nur gekocht und gegessen, hier spielte sich das Leben ab. Für mich ist die offen konzipierte Küche ein aktiver, öffentlicher Raum. Und: Ich koche unglaublich gern, schon deshalb würde ich auf eine grosse Küche nicht verzichten wollen. Ein langer Esstisch, an dem alle zusammenkommen, das finde ich herrlich! Dann lieber ein kleineres Wohnzimmer.
Welche Fehler sollte man bei der Planung unbedingt vermeiden?
Zu lange Wege; die eigene Küche sollte funktional sein und einen Grundriss haben, der auf die eigenen Handgriffe abgestimmt ist. Für die meisten ist sie schliesslich noch immer ein Arbeitsraum. Wer perfektionistisch veranlagt ist und Kratzer als sehr störend empfindet, sollte ausserdem auf die Wahl der Materialien achten und sich vielleicht nicht für Holz oder Naturstein, sondern beispielsweise für Keramik entscheiden. Für alle anderen gilt: Der erste Kratzer tut weh, aber je älter vor allem natürliche Materialien werden, umso mehr Charakter dürfen sie zeigen.
Welche Trends in Sachen Küche sehen Sie dieses Jahr auf uns zukommen?
Weisse Fronten sind sicher Vergangenheit. Die Küche als Teil des Wohnraums verlangt nach Gemütlichkeit, schönen Materialien und warmen Farben. Wir setzen gern brüniertes Glas ein, Holzlamellenstrukturen und marmorierte Oberflächen. Den Arbeitsraum Küche mit all seinen Gerätschaften kann man auch in einer Art Reduit neben der sichtbaren Küche unterbringen. Farblich sehen wir gerade eine Abkehr von dunklen Farbtönen hin zu einem hellen, skandinavisch geprägten Stil. Ich persönlich mag es auch, wenn ein Teil des Stauraums offen ist. Es gibt so schöne Accessoires, Gläser oder Schüsseln, die man dann wirklich richtig in Szene setzen kann. Diese Dinge erzählen oft ganz persönliche Geschichten. Mein Mann und ich beispielsweise haben kürzlich Gewürze aus Afrika mitgebracht, die nun in unserer Küche stehen. Voraussetzung ist natürlich eine schöne Optik.
Wohnen Sie bereits in ihrer Traumküche?
Noch nicht. Meine Küche ist 14 Jahre alt, hat weisse Fronten und ihr Umbau steht ganz oben auf meiner Wunschliste. Ich stelle sie mir völlig offen vor, passend zum Wohnraum aus dunklem Holz mit einem grossen Esstisch, an dem die ganze Familie Platz hat.
DAVINCI-SCHWEIZ.CH
Interview: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 02•03/23