Alle zwei Jahre verwandelt der Designers’ Saturday (DS) die Produktionshallen der Firmen in Langenthal in einzigartige Showbühnen für nationales und internationales Design. Treuen BesucherInnen ist das soweit bekannt. Doch war dieses Mal unter neuer kuratorischer Leitung auch vieles anders. Architekt, Designer und Kritiker Jan Geipel gab dem DS eine internationalere Ausrichtung. Und holte 17000 BesucherInnen ins Schweizer Mittelland.
Wenn sich trotz des kühlen Novemberwetters grössere Menschentrauben vor den Produktionshallen der Firmen in Langenthal bilden, kann das nur eins bedeuten: Es ist Designers‘ Saturday. Shuttelbusse saugen die bunt gemischten Gruppen bei Girsberger, Glas Trösch und Creation Baumann auf, um sie bei Hector Egger Holzbau, Ruckstuhl am Mühlehof oder am Depot für Design plötzlich wieder auszuspeien. Die Busse sind ungewöhnlich gut gefüllt, der letzte Stehplatz besetzt, doch die Fahrgäste scheinen bester Laune. Sie sind unterwegs, um sich von den kunstvollen Installationen der Aussteller begeistern zu lassen. Anfassen, Entdecken, Fragen stellen – das alles ist am DS erlaubt, ja sogar erwünscht, was die BesucherInnen auch in diesem Jahr ausgiebig nutzen. Bei Girsberger schmunzeln sie über Bürostühle, die sich rhytmisch im Takt wilder Jazzklänge wiegen, um sie nur wenig später ausgiebig Probe zu sitzen. Am Mühlehof bestaunen sie eine mehrfamilienhaushohe Installation aus Feuerringen, um sich gleich nebenan an einem besonders üppigen Exemplar aufzuwärmen. In dieser Art und in dieser Dichte wird Design nur in Langenthal präsentiert. Ehrgeiz und Ideenreichtum sind für die teilnehmenden Firmen Ehrensache. Im Wettbewerb um einen begehrten Award geht es nicht nur um das eigene Renommee, sondern um das zur Schau stellen einer Branche, die von der Kreativität ihrer Mitglieder lebt. Die Schweizer Designszene zeigt, was sie im internationalen Vergleich zu bieten hat – samt ihrer Hochschulen. Dank Jan Geipel, ein Architekt, Designer, Kritiker mit vorherigen Führungsaufgaben in Dänemark, Japan und der Schweiz, bekommt das Wort international am DS eine neue Bedeutung. Denn genau das ist die Richtung, in die sich der neue Kurator auch in Zukunft mit dem DS bewegen will. Dazu lud er mit Japan erstmals ein Gastland ein. Schön zu sehen, dass dies die Schweizer Designszene nicht im Geringsten einschüchterte. Bereits im Juni zeichneten sich bei der Projekteingabe beeindruckende Standkonzepte ab, die einmal mit Minimalismus, Strenge oder Klarheit, ein anderes Mal mit Humor, Persönlichkeit oder sogar Poesie überzeugten. Die Fachjury, bestehend aus Elisabeth Boesch (Architektin ETH SIA BSA, Boesch Architekten, Zürich), Luciano Dell’Orefice (Industrie- und Produktdesigner, Dell’Orefice Design Studio, Lausanne), Niklas Maak (Journalist und Architekturkritiker, Hamburg), Sevil Peach (Innenarchitektin, Sevil Peach Design Studio, London) und Karin Schulte (Akademische Mitarbeiterin, Weissenhof Institut, Akademie der Bildenden Künste Stuttgart) stellte sich an zwei Tagen der Aufgabe, die eingereichten Projekte und schliesslich die realisierten Installationen zu beurteilen. Ausser Konkurrenz lief auch in diesem Jahr der Wettbewerb «Möbel des Jahres» von RAUM UND WOHNEN. Für die stimmige Präsentation der Wettbewerbsobjekte zeichnete erstmals Designer Björn Ischi aus Lyss verantwortlich. Um zu erfahren, wer gewonnen hat, müssen Sie natürlich nicht bis zum nächsten DS warten. Sie können es in der Februar-Ausgabe 2/19 von RAUM UND WOHNEN lesen.
designrssaturday.ch
Text: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 12/18 - 01/19