Wir gestehen: Wir haben nicht alles in Mailand gesehen, was wir hier zeigen, lassen uns aber auch gern im Nachgang von den Bildern beeindrucken.
Hermès Maison präsentierte seine neue Kollektion 2022 in der Sporthalle «La Pelota» in einer Szenographie von Charlotte Perelmann, der künstlerischen Co-Leiterin von Hermès Maison. Die vier imposanten Strukturen aus Holz und eingefärbtem, transluzentem Papier waren inspiriert von alten Wassertürmen der 1960er-Jahre und erinnerten mit ihrer lichtdurchfluteten Strahlkraft an überdimensionale Papierleuchten. Foto: Maxime Verret.
Unbestritten ein Salone-Highlight: Flos feierte sein 60-jähriges Bestehen in der Fabbrica Orobia 15 und bespielte eine halbe Stunde Fahrtzeit von der Innenstadt entfernt ein 6000 Quadratmeter grosses Industriegelände mit «See the stars again». Foto: Francesco Caredda.
Unweit des Doms tauchte Louis Poulsen in die Räumlichkeiten der historischen Pasticceria Taveggia in Rosatöne, um zwei moderne Versionen der Leuchte «PH» im Farbton «Pale Rose» vorzustellen. Zu rosa Süssigkeiten gab es Franciacorta – natürlich einen Rosé.
Inspiriert von der rebellischen und improvisatorischen Herangehensweise des Free Jazz der 1950er- und 1960er-Jahre, nahm Andreas Reisinger dem Büro von Nina Yashar, Gründerin der gleichnamigen Galerie und des Depots, seine eigentliche Funktion und inszenierte dort seine neuen Werke. reisinger.studio
Auf dem Stand und auch im Showroom der Marke cc-Tapis auf der Piazza Santo Stefano erweiterten einige der bekanntesten kreativen Köpfe wie Bethan Laura Wood (im Bild), Patricia Urquiola, Mae Engelgeer und Duccio Maria Gambidas künstlerische Universum der Marke. Foto: Simon171.
Jedes Stück der Pariser Designmarke Maison Matisse ist eine Hommage an Henri Matisse. Zeitgenössische DesignerInnen lassen sich für ihre Objekte von den Formen, Farben und Kompositionen des Künstlers inspirieren. In diesem Jahr fiel die Wahl auf das italienische Designerduo Formfantasma, welches sich für die Leuchtenkollektion «Fold» mit dem Spätwerk des Meisters auseinandersetzte. Zu sehen waren die aufwändig gefertigten Stücke an einem stimmungsvollen Ort im Herzen des 5 Vie Design District. Foto: Delfino Stisto Legnani & Piercerlo Quecchia – DSL Studio.
Wir durften viel sehen am diesjährigen Salone und am Fuorisalone, doch nichts war so einprägsam wie die Bühne, die Moroso dem neuen Möbel «Pebble Rubble» im Teatro Filodrammatici bereitete. Ein Spiel aus Licht, Ton und Projektion, das uns in seinen Bann zog und in die Atmosphäre der nordischen Wälder eintauchen liess. Foto: Gianluca Vassallo.
MDF Italia brachte in Zusammenarbeit mit der Luxusmarke Jacob Cohën die Denim-Edition des kultigen Stuhls «Neil» von Jean Marie Massaud auf den Markt. Zu sehen war «Neil Denim» am Fuorisalone, natürlich in der chicen Boutique von Jacob Cohën in der Via della Spiga. Foto: LCB Studio.
Endlich durfte wieder gefeiert werden: Die Palinurobar, die in diesen Tagen ihr einjähriges Bestehen feierte, wurde zum temporären Showroom von OWL. Das Designstudio mit Sitz in Barcelona stellt Möbel und Einrichtungsaccessoires her, bei denen Holz als Grundelement verwendet wird.
Die Ausstellung «Perpetuum Mobile», die vom American Hardwood Export Council ermöglicht wurde, bot einen aussergewöhnlichen Einblick in die kreative Vision des katalanischen Architekten Enric Miralles. Bei den Vorbereitungen entdeckte man ein Skizzenbuch mit einem Möbelentwurf, der zum ersten Mal verwirklicht werden konnte. Foto: Petr Krejci.
Prada Frames ist ein multidisziplinäres Symposium, das sich mit der komplexen Beziehung zwischen der natürlichen Umwelt und dem Design befasst. Die erste Ausgabe geht vom Ökosystem des Waldes und den Logiken aus, die heute die Holzindustrie bestimmen, und weitet diesen Gedanken auf die Rolle von Design und Wissenschaft als Agenten des Wandels aus. Kuratiert wurde das Symposium, das in der Nationalbibliothek Braidense in Mailand zu Gast war, von Formafantasma. Foto: Formafantasma.
Ein Highlight des Rahmenprogramms Fuori Salone war die Ausstellung zu Eileen Gray: ClassiCon zeigte die begehbare 1:1-Installation des Master Bedrooms, den die legendäre Architektin für ihr Haus E.1027 (1926-1929) gestaltet hat, in den lichten Räumlichkeiten einer Kunstgalerie im Brera Design District. Die von Prof. Wilfried Wang, Peter Adam und Carolina Leite kuratierte Ausstellung machte das Zusammenspiel von räumlichen Proportionen, Materialien, Farben und zahlreichen Möbelstücken, die Eileen Gray für das Haus entwarf, unmittelbar erlebbar. Foto: Emanuele Zamponi.
CLASSICON
HINWEIS: credit of the licence holder for all products designed by Eileen Gray:Manufacturer ClassiCon authorised by The World Licence Holder Aram Designs Ltd.
Pünktlich zum Start es 60. Salone del Mobile hat Flexform seinen ersten Flagship-Store in Italien eröffnet. Der neue Showroom verfügt über 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die sich auf zwei Ebenen verteilen und wohl jedem Besucher ein Wow entlockten. Das Studio für Architektur und Innendesign ACPV Architecs (Antonio Citterio Patricia Viel) ist für das Projekt verantwortlich.
In der Ausstellung «A Life Extraordinary» stellte das niederländische Unternehmen Moooi «Piro» vor, einen tanzenden Duftdiffusor, der Mooois Innenraumstimmungen durch Duft und Interaktion lebendig werden liess. Dabei hat die in Stockholm lebende Künstlerin Ada Sokół Mooois Extinct Animals in fesselnde 3D-Kunst verwandelt.
Beeindrucken konnte auch der neue Showroom von Roche Bobois in der Via Felice Cavalotti. Die Innenarchitektur dieses 1600 m2 grossen Ausstellungsraums auf zwei Ebenen wurde vom Designbüro von Roche Bobois konzipiert – kaum zu glauben, dass das einst als Parkhaus dem Einstellen von Autos diente. Der Ort zeichnet sich durch die Verwendung natürlicher mineralischer und pflanzlicher Materialien wie Keramik, Holz oder ganzer Wände voller Pflanzen aus. Zwei Treppen, auf beiden Seiten dieser grossen Flächen, organisieren den Weg um einen Trichter herum, der als Innenhof behandelt wird.
Zur Design Week 2022 verwandelte die Pulpo L.O.V.E. BANK ein ehemaliges Haus des Geldes in einen einzigartigen Showroom – inklusive versteckter Präsentation im Tresorraum. Auf mehr als 300 m2 zeigte das Designlabel aus Weil am Rhein aktuelle Entwürfe von DesignerInnen wie Natascha Madeiski, Julia Chiaramonti, Sebastian Herkner oder Studio Brichet Ziegler in futuristischem Ambiente.
Im Herzen Breras direkt neben dem berühmten Dimore Studio nutzte COR zum wiederholten Mal die historische Architektur und richtete einen temporären Showroom für das Design der französischen Designerin Pauline Deltour sowie des deutschen Designer-Duos Jehs+Laub ein. In farblich definierten Räumen waren die Sitzmöbel «Noto» sowie «Jalis21» und «Jalis Lounge» zu entdecken.
Siematic beschäftigte sich mit dem Thema Luxus und dessen Wandel und präsentierte die beeindruckend schöne Stilwelt «Mondial» im Showroom an der Porta Nuova. «Mondial» will mit visionärer Designsprache die Schlichtheit geometrischer Formen mit der Opulenz ausdrucksstarker Materialien zu einem Erlebnis verbinden, bei dem alle menschlichen Sinne angesprochen werden.
Die Zusammenarbeit von Cristina Celestino und Kaldewei war ebenfalls eines der Highlights in der Design-City Mailand. Der Titel «Bathscape» spielt mit dem englischen Verb escape (flüchten). So wurde Cristina Celestinos Arbeit im pulsierenden Brera District für die BesucherInnen zu einer Art ästhetischen Flucht in den schillernden Glanz moderner Badkultur.
Der tschechische Glashersteller Lasvit arbeitet regelmäßig mit einer Reihe kreativer Partner zusammen, darunter die Gebrüder Campana, Kengo Kuma, Nendo und Ross Lovegrove, um Glaskollektionen von ungehemmter Kunstfertigkeit und Handwerkskunst zu entwickeln. Auf der Mailänder Designwoche zeigte die von Maxim Velcovský, dem künstlerischen Leiter von Lasvit, kuratierte Ausstellung «Sanctums» neue Ideen, darunter «A:Live», eine kinetische, modulare Glaskunstinstallation von Stefan Mihailovic, und eine Sammlung von Beleuchtungsinstallationen, die von aufstrebenden Talenten sowie bekannten Designern wie Yabu Pushelberg und David Rockwell entworfen wurden.
Text: Kirsten Höttermann