Dutch Design Week 2022

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia präsentierte an der Dutch Design Week 2023 fünf aufstrebende Designer und ihre Interpretation dessen, worauf es ankommt – mit Mode-, Industrie-, Produkt- und Digitaldesign.

Dutch Design Week
Logo Design Switzerland

Dinge, die wichtig sind thematiesierte die Ausstellung «Giving Way» im Rahmen der Dutch Design Week im Oktober 2023. Es ging dabei um persönliche Zugänge zu den Leitmotiven Inklusion, Entschleunigung, Gleichgewicht und Kreislaufwirtschaft. Es war eine Einladung, einen bewussten Umgang mit Produkten und die Wahrnehmung von Alltagsgegenständen zu verfeinern, sei dies mit Blick auf ihre Funktionalität oder auf ihre metaphorischen Bedeutungen. Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia arbeitete erstmals mit der Dutch Design Week zusammen, wo eine neue Generation von Schweizer Designerinnen und Designer einen Freiraum für ihre hintergründigen Werke fand. In der kuratierten Projektauswahl und dank internationalen Partnerschaften konnten innovative und nachhaltige Designlösungen vorgestellt werden, die sich direkt auf ihren Einsatz in der heutigen Welt beziehen. Die Veranstaltung suchte nach verschiedenen Antworten auf die Frage nach der Zukunft von Produkten.

Zu sehen waren «Vestige» von Alix Arto, «Print my sleep» von Rafael Gil Cordeiro, Don’t steal our sunlight von Rafael Kouto, The Reagiro von Reto Togni und «Diatomea» von Salienti. Die fünf präsentierten Werke (siehe unten) interagierte in einem Raum, der in eine offene Landschaft verwandelt wurde, welche die Projekte zusammenbrachte und Platz für unterschiedliche Mentalitäten schaffte. Die bergige Szenerie und die starken, aber transparenten, sich wiederholenden Rauminhalte ermöglichten es dem Publikum, die Projekte aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und von oben bis unten in den Raum einzutauchen. Alle Teile, seien sie noch so gross oder klein, sind bedeutsam für die Erhaltung des Gleichgewichts: es sind die «things that matter».

Weiterführende Informationen:
DESIGN SWITZERLAND

DUTCH DESIGN WEEK

GIVING WAY
Microlab Hall, Kastanjelaan 400
5616 LZ Eindhoven, Niederlande

Die Vasen «Vestige» sind aus alten Ziegelsteinen hergestellt.
Die Vasen «Vestige» sind aus alten Ziegelsteinen hergestellt.
Designerin Alix Arto.
Designerin Alix Arto.

Vase «Vestige», Alix Arto
«Vestige» ist eine Vasenkollektion aus Ziegelsteinen, die auf den Hügeln um Marseille eingesammelt wurden. Das Wort «Vestige» heisst übersetzt Spuren oder Überreste und kann als Name so definiert werden: Das, was von etwas übrig geblieben ist, das verschwunden oder zerstört worden ist. Oder: Überreste von etwas Abstraktem. Die industriellen Fragmente, die achtlos in die Natur weggeworfen wurden, wählte die Designerin Alix Arto aufgrund ihres formalen Aspekts aus. Die Ziegelsteine wurden bearbeitet, um ihren Wert wiederzugewinnen und einem verlassenen Objekt einen neuen Platz zu geben. Mit den traditionellen Methoden der Keramik, dem Glasieren und Modellieren, wurden die Ziegel wasserfest und erhielten einen modellierten Tonsockels. Jedes Stück ist ein Unikat und wird in einer lokalen Keramikwerkstatt hergestellt.

ALIX ARTO

Die Keramikskulpturen «Print my sleep» entstehen am 3D-Drucker, 'eingespeist' mit individuellen Schlafdaten.
Die Keramikskulpturen «Print my sleep» entstehen am 3D-Drucker, 'eingespeist' mit individuellen Schlafdaten.
Designer Rafael Gil Cordeiro.
Designer Rafael Gil Cordeiro.

Keramikskulpturen «Print my sleep», Rafael Gil Cordeiro
Die Keramikskulpturen «Print my sleep» machen das Unauffällige und Unbewusste des Schlafs sichtbar und übersetzt es in dysfunktionale (funktionsgesörte) Objekte. Die Skulpturen entstehen im 3D-Druck aus individuellen Schlafdaten wie Puls, Sauerstoffsättigung und Bewegung, die jeweils eine Schlafphase symbolisieren. Die Materialität der Keramik ist analog zum Schlaf: Der Prozess selbst erfordert Zeit und Geduld und das Ergebnis bleibt trotz aller gezielten Bemühungen unkontrollierbar. Als ästhetische Alternative befreit der Designer Rafael Gil Cordeiro mit seinen Skulpturen den Schlaf aus dem Paradigma der Optimierung und Idealisierung und gibt ihm etwas von seiner ursprünglichen Intimität zurück.

RAFAEL GIL CORDEIRO

Aus getragener Kleidung und alten Textilien werden neue Einzelstücke für die Kollektion der Videoinstallation «Don’t steal our sunlight».
Aus getragener Kleidung und alten Textilien werden neue Einzelstücke für die Kollektion der Videoinstallation «Don’t steal our sunlight».
Ausschnitt aus der Videoinstallation «Don’t steal our sunlight».
Ausschnitt aus der Videoinstallation «Don’t steal our sunlight».

Videoinstallation «Don’t steal our sunlight», Rafael Kouto
Die Videoinstallation «Don’t steal our sunlight» schafft eine neue Erzählform, um die Folgen des Klimawandels hervorzuheben. Der kreative Prozess wird dekonstruiert und rekonstruiert. Diese neuen Visionen entstehen durch die Personifizierung des Klimawandels, einschliesslich des Abschmelzens der Gletscher und der Wüstenbildung. Für die Upcycling-Kollektion, die im Video getragen wird, werden zwei verschiedene Textilproduktionstechniken eingesetzt. Spezialeffekte werden in das Video einbezogen – indem Daten über die Klimaveränderungen in visuelle Elemente übersetzt werden. Das Projekt ist Teil der Residenz Milano Calling 2021/2022 am Istituto Svizzero in Mailand.

RAFAEL KOUTO – UPCYCLING-SCHNEIDEREI

Designer Reto Togni.
Designer Reto Togni.

Rollstuhl «The Reagiro», Reto Togni
«The Reagiro» ist der erste lenkbare manuelle Rollstuhl seiner Art und das Ergebnis eines langjährigen, forschungsgeleiteten Entwicklungsprojekts. Die Lenkung des Rollstuhls geschieht durch Anlehnen, um dynamischere Bewegungen und eine einfache einhändige Navigation zu ermöglichen und die Fortbewegung effizienter zu machen und drastisch zu verbessern. Zwar gibt es bereits einen brauchbaren Prototyp, doch handelt es sich dabei noch um einen Forschungsprototyp, der für Studien unter Laborbedingungen verwendet wird. Der Produktdesigner Reto Togni geht davon aus, dass alltägliche Dinge die Fähigkeit haben, zu formen und zu verändern, wer Menschen sind, was sie tun, wie sie die Welt sehen und wie sie von anderen gesehen werden. Als Entwickler solcher Alltagsgegenstände entwirrt Reto Togni diese Beziehungen, analysiert ihre Bestandteile, entwirft Prototypen für Interventionen und neue Praktiken.

RETO TOGNI DESIGN PORTFOLIO

Die Leuchte «Diatomea» lässt sich in eine unendliche Familie von Leuchten reihen und 'formt' das Licht durch ständig wechselnde Anordnungen.
Die Leuchte «Diatomea» lässt sich in eine unendliche Familie von Leuchten reihen und 'formt' das Licht durch ständig wechselnde Anordnungen.
Gründer von Salienti: Designer Matteo Messinese und Walter Toccaceli.
Gründer von Salienti: Designer Matteo Messinese und Walter Toccaceli.

Leuchte «Diatomea», Salienti
«Diatomea» ist eine flexible LED-Leuchte und ein modulares Element. Die Designer Matteo Messinese und Walter Toccaceli vom Designbüro Salienti schufen ein 'additives' Objekt, das sich wie ein System von Zellen durch die Wiederholung seiner Grundform ausdehnt. Dank seiner Eigenschaften ist «Diatomea» ein flexibles System, das sich ausdehnen kann, um das Licht über eine grosse Fläche zu verteilen. Oder die Leuchte lässt sich zusammenziehen, um das Licht auf einen einzigen Punkt zu konzentrieren. Die Position der drehbaren Segmente kann somit je nach Gebrauch und Ort eine immer neue und andere Wahrnehmung des Lichts erzielen.

SALIENTI

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia präsentiert die Ausstellung «Giving Way» im Rahmen ihrer Förderung des professionellen zeitgenössischen Schweizer Designschaffens mit Blick auf Vielfalt und nationale wie internationale Ausstrahlung. Zu den Zielen der Teilnahme an internationalen Plattformen gehört es, die Sichtbarkeit des Schweizer Designschaffens und seine Vernetzung mit der Industrie zu stärken.

PRO HELVETIA

Text: PD, EL

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