Was kann Design, wenn es sich nicht verkleidet, wenn es statt Trends Haltung zeigt und statt Effekten auf Inhalt setzt? Genau dieser Anspruch bestimmte die diesjährigen 3 Days of Design in Kopenhagen, eines der bedeutendsten Festivals der skandinavischen Designszene. Unter dem Motto Keep it real präsentierten Marken und GestalterInnen Entwürfe, die ehrlich, langlebig und nah am Leben sind und gerade darin ihre Wirkung entfalten.
Dem dänischen Leuchtenhersteller Louis Poulsen gelang ein Auftritt, der die Besuchenden bereits vor dem Betreten des Showrooms faszinierte: Mit dem «Circle Dome Square» schuf der Designer und Künstler Henrik Vibskov eine immersive Textil-Installation, inspiriert von Verner Pantons «Panthella»-Leuchte aus dem Jahr 1971. Neu interpretiert als surrealer Raum aus Licht, Farbe und Form, spielte das Werk mit Anklängen an alte Kameras und rückte die Leuchte eindrucksvoll ins Zentrum.
Ein temporäres Guesthouse, gestaltet vom Pariser Studio KO, bot während der 3 Days of Design einen atmosphärischen Rahmen für neue Perspektiven: Skandinavische Klarheit traf auf marokkanische Poesie, etwa im «Swivel Chair», der mit dem Pierre-Frey-Stoff «Amman Berbère» neu interpretiert wurde.
Ein bewusster Abstand zwischen Tischplatte und Beinen prägt den markanten Winkel, der dem Design von Anna Karnov & Clara Mahler seinen Namen gibt und seine Leichtigkeit betont: «Angle» wird in Dänemark aus massiver Eiche handgefertigt und vereint Präzision mit klassischer Tischlerkunst.
Wie eine in der Zeit erstarrte Bewegung wirkt die «Contour Bowl» – weich, fliessend und doch aus einem einzigen Stück Edelstahl gefertigt. Sie präsentiert sich als minimalistische Skulptur, die Eleganz und Natürlichkeit verbindet.
Form folgt Funktion mit Weitblick: «Bug» von Ply Studio ist das erste Möbel der neuen «Eilersen Viable»-Kollektion, entworfen für Demontage, Reparatur und Kreislauf. Erhältlich als Sessel oder Sofa, mit Stoffen von Rohleder oder aus dem Eilersen-Sortiment.
«Paradigm» erweitert das Portfolio der dänischen Marke, bekannt für modulare Stauraummöbel, erstmals um eine weiche und flexible Komponente. Das 1969 von Erik Rasmussen entworfene Sofa zeigt skulpturale Klarheit und hohe Anpassungsfähigkeit dank konfigurierbarer Module, abnehmbarer Bezüge und austauschbarer Teile.
Auch bei wechselhaftem Sommerwetter zeigt sich «Bliss» mit souveräner Gelassenheit. Die minimalistische Serie von Foersom & Hiort-Lorenzen MDD verbindet reduzierte skandinavische Formen mit robusten Materialien und macht den Aussenraum wetterunabhängig nutzbar.
Mehr Designideen, die während der 3 Days of Design präsentiert wurden, gibt es in der Ausgabe 09•10/25 vom Magazin RAUM UND WOHNEN zu entdecken.
Text: Silja Cammarata
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 09•10/25