Als das Jahrhundert Form annahm

Die weltbekannte Bauhaus-Hochschule für Gestaltung begeht in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Das wird aufwändig gefeiert mit Museumsneubauten, Tanztheater-Inszenierungen und Reeditionen bekannter und weniger bekannter Klassiker. Ein Fest für alle Liebhaber formschönen Designs und solche, die es werden wollen.

Im Fernsehfilm «Lotte am Bauhaus» staunte die Protagonistin über die ausgefallenen Kostüme, als sie im Schulgebäude in Weimar auf die Tänzer des Triadischen Balletts traf. Das Publikum der Eröffnungsfeierlichkeiten zum Jubiläumsjahr in Berlin war nicht minder begeistert.
Im Fernsehfilm «Lotte am Bauhaus» staunte die Protagonistin über die ausgefallenen Kostüme, als sie im Schulgebäude in Weimar auf die Tänzer des Triadischen Balletts traf. Das Publikum der Eröffnungsfeierlichkeiten zum Jubiläumsjahr in Berlin war nicht minder begeistert.
Die Tapete, entstanden nach Originaldesigns von Bauhaus Absolventen, gibt das geometrisch anmutende Muster auf der Reedition der Vasenkollektion Halle vor. Letztere ist ein Entwurf der Bauhausschülerin und späteren Werkstattmeisterin Marguerite Friedlaender aus dem Jahr 1931. KPM Berlin & Tapetenfabrik Gebrüder Rasch.
Die Tapete, entstanden nach Originaldesigns von Bauhaus Absolventen, gibt das geometrisch anmutende Muster auf der Reedition der Vasenkollektion Halle vor. Letztere ist ein Entwurf der Bauhausschülerin und späteren Werkstattmeisterin Marguerite Friedlaender aus dem Jahr 1931. KPM Berlin & Tapetenfabrik Gebrüder Rasch.
An den drei Bauhauswirkungsstätten Weimar, Dessau und Berlin wird im Laufe des Jubiläumsjahres ein Museumsneubau bzw. -anbau eröffnet. Den Auftakt macht Weimar am 6. April als Gründungsort der bedeutenden Kunst- und Designschule. Der Neubau der Architektin Prof. Heike Hanada wird laut Stiftung Weimarer Klassik die Schätze der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung inszenieren und Bauhaus-Geschichte mit Fragen zur Lebensgestaltung von Heute und Morgen verknüpfen.
An den drei Bauhauswirkungsstätten Weimar, Dessau und Berlin wird im Laufe des Jubiläumsjahres ein Museumsneubau bzw. -anbau eröffnet. Den Auftakt macht Weimar am 6. April als Gründungsort der bedeutenden Kunst- und Designschule. Der Neubau der Architektin Prof. Heike Hanada wird laut Stiftung Weimarer Klassik die Schätze der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung inszenieren und Bauhaus-Geschichte mit Fragen zur Lebensgestaltung von Heute und Morgen verknüpfen.
Wilhelm Wagenfeld entwarf das erste Modell seiner Tischleuchte nach einer von Moholy-Nagy gestellten Aufgabe in der Metallwerkstatt. Sie war als Industrieprodukt gedacht, also maschinell und in Serie produzierbar. Tatsächlich vermittelten Material und Formensprache nur den Eindruck — die Leuchte war handgefertigt. Zum Jubiläum gibt es den Klassiker nun erstmals als limitierte Silberedition. Tecnolumen.
Wilhelm Wagenfeld entwarf das erste Modell seiner Tischleuchte nach einer von Moholy-Nagy gestellten Aufgabe in der Metallwerkstatt. Sie war als Industrieprodukt gedacht, also maschinell und in Serie produzierbar. Tatsächlich vermittelten Material und Formensprache nur den Eindruck — die Leuchte war handgefertigt. Zum Jubiläum gibt es den Klassiker nun erstmals als limitierte Silberedition. Tecnolumen.

Es war ein Experiment, das gerade einmal 14 Jahre andauern sollte. Eine sehr kurze Zeit, wenn man bedenkt, dass das Staatliche Bauhaus heute, ein Jahrhundert nach seiner Entstehung in Weimar, als einfluss­reichste Bildungsstätte der modernen Architektur und des Designs gilt. Eine Schule, die die Grenzen zwischen den Disziplinen aufzuheben versuchte, indem sie Kunst, Handwerk und Technik einander nahe brachte – das war etwas Neues im biederen Nachkriegsdeutschland und sollte auch in der restlichen Welt schnell Anhänger finden. Im Zentrum der neuen Lehre stand die Architektur, die man als Gesamt­kunstwerk betrachtete. Meister und Schüler arbeiteten nicht nur am Entwurf eines Gebäudes, sondern auch an seiner Einrichtung. Die Funktionalität der Dinge im Blick, wurden sie dazu angehalten, Neues zu wagen und mutig zu experimentieren, denn es ging um nichts Geringeres als die Frage, wie man in Zukunft leben wolle.

Doch wie genau sah die Vision der Zukunft aus? Die zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen zum hundertjährigen Jubiläum zeigen: vielfältiger, bunter und widersprüchlicher als gedacht. Jeder Bauhäusler hatte bei genauerem Hinsehen eine eigene Vorstellung von dem, was kommen würde. Was alle verband, war die Ablehnung des spiessigen Biedermeier-Stils, der nach den neuen Vorstellungen nicht nur von den Häuserfassaden verschwinden sollte, sondern auch aus Wohnungen und Einfamilienhäusern. Selbst für alltägliche Gebrauchsgegenstände hatte man konkrete Design-Vorschläge: Vom Aschenbecher über die Kaffeedose bis hin zu Stuhl und Kinderspielzeug nahm alles neue Formen an. Anfangs war der Herstellungsprozess noch traditionell und handwerklich geprägt, später setzte man auf industrielle Fertigung.

Viele der Entwürfe stehen mittlerweile im Museum, doch verstaubt sind sie nicht, sondern gelten noch immer als Paradebeispiele guten Designs. Manche, wie der Freischwinger von Marcel Breuer oder die Wagenfeld-Lampe, werden schon seit Jahren wieder hergestellt und sind aus öffentlichen wie privaten Räumen nicht mehr wegzudenken. Ein Ausstellungszyklus an den drei Hauptorten des Bauhauses – Berlin, Weimar und Dessau – präsentiert im Jubiläumsjahr Klassiker des Bauhaus-Designs, aber auch nie gezeigte Formexperimente. Wen das zu einer deutschlandweiten Entdeckungsreise einlädt, der sollte zuvor den sehr umfangreichen Veranstaltungskalender auf www.bauhaus100.de studieren. Nur soviel sei vorweggenommen: In allen drei Wirkungsstätten wird im Laufe des Jubiläumsjahres ein Museumsneubau eröffnet. Wer im Museumsshop nicht das richtige Erinnerungsstück findet, dem seien die zahlreich erschienenen Sondereditionen verschiedener Hersteller und Designer empfohlen. Welche uns besonders gefallen? Et voilà!

Ludwig Mies van der Rohe leitete das Bauhaus in Berlin bis zu seiner endgültigen Schliessung 1933. Seine Vision moderner Architektur beinhaltete – ganz Bauhaus-Maxime – auch die Gestaltung rationalistischer Möbel. Die Kollektion der Freischwinger entstand 1927-28 in Zusammenarbeit mit der Innenarchitektin Lilly Reich. 2019 gibt es die Kollektion mit neuen Stoff- und Lederbezügen und eingeprägter Signatur «Bauhaus 100th Anniversary». Knoll International.
Ludwig Mies van der Rohe leitete das Bauhaus in Berlin bis zu seiner endgültigen Schliessung 1933. Seine Vision moderner Architektur beinhaltete – ganz Bauhaus-Maxime – auch die Gestaltung rationalistischer Möbel. Die Kollektion der Freischwinger entstand 1927-28 in Zusammenarbeit mit der Innenarchitektin Lilly Reich. 2019 gibt es die Kollektion mit neuen Stoff- und Lederbezügen und eingeprägter Signatur «Bauhaus 100th Anniversary». Knoll International.
100 Jahre Bauhaus – dies feiert Thonet mit einer limitierten Jubiläumsedition. Das Hamburger Designduo Besau Marguerre entwickelte für den Freischwinger «S 533 F» von Ludwig Mies van der Rohe zwei neue Ausführungen: eine mit Gestell in Perlglanzchrom und anthrazitfarbenem Leder und eine zweite in Champagnerchrom mit Leder in Zartrosé. Thonet.
100 Jahre Bauhaus – dies feiert Thonet mit einer limitierten Jubiläumsedition. Das Hamburger Designduo Besau Marguerre entwickelte für den Freischwinger «S 533 F» von Ludwig Mies van der Rohe zwei neue Ausführungen: eine mit Gestell in Perlglanzchrom und anthrazitfarbenem Leder und eine zweite in Champagnerchrom mit Leder in Zartrosé. Thonet.
Wer das Direktorenzimmer von Walter Gropius in der Bauhaus-Uni in Weimar besichtigt, wird «F51» so schnell nicht vergessen. Katrin Greiling teilt den ursprünglich einfarbigen Sessel in verschiedene Gestaltungsflächen, spielt dabei mit den Materialien und verwandelt ihn so in ein zeitgemässes Möbel. Tecta.
Wer das Direktorenzimmer von Walter Gropius in der Bauhaus-Uni in Weimar besichtigt, wird «F51» so schnell nicht vergessen. Katrin Greiling teilt den ursprünglich einfarbigen Sessel in verschiedene Gestaltungsflächen, spielt dabei mit den Materialien und verwandelt ihn so in ein zeitgemässes Möbel. Tecta.

Text: Kirsten Höttermann
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 03/2019

Artikel teilen

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln.

Notwendige Cookies werden immer geladen