Vier Zimmer, Küche, Bad? Raumgestalterin Heidi Stocker denkt nicht in solchen Kategorien. Lieber plant sie offene Räume und unterstreicht deren Potenzial mit einem Interieur, welches harmonisch aufeinander abgestimmt ist. Schliesslich trinken wir eh längst auf dem Sofa Kaffee und entspannen im gepolsterten Stuhl am Küchentisch.
LEUCHTEN «Light Ring Horizontal», Design: Massimo Castagna
SCHIEBETÜR «Maxi», Design: Giuseppe Bavuso
KÜCHE «Ratio», Design: Vincent Van Duysen
Obwohl sich heute die meisten Menschen einen offenen Grundriss für ihre Wohnung wünschen, ordnen sie den einzelnen Räumen doch noch bestimmte Funktionen zu. Für die Küche lässt sich das auch schlecht anders lösen. Schliesslich ist sie der Raum, in dem der Herd steht. Und doch ist die klassische Küche als geschlossenes Zimmer ihren Kinderschuhen entwachsen. Im Neubau ist sie längst eins mit dem angrenzenden Wohnraum, was sich massiv auf ihre Gestaltung ausgewirkt. Küchenmöbel im konventionellen Sinne werden immer mehr durch ein hochwertiges Interieur abgelöst, das stimmig zum Wohnzimmer passt. Die Grenzen verschwimmen, gehen ineinander über und passen sich unseren Lebensbedingungen an. Die Zeiten, in denen die Küche das geheime Reich der Hausfrau war, sind vorbei. Heute arbeiten wir dort am Laptop oder kochen gemeinsam mit Freunden. Entsprechend edel kommt die Ausstattung daher, schmückt sich mit Fronten aus Holz oder glänzt mit hochwertigen Armaturen und Leuchten, die so auch in jedem Wohnraum hängen könnten. Im Gegenzug halten Polstermöbel und Textilien in der Küche Einzug, während attraktive Tafelware auch gern mal im Wohnbereich einen Platz findet. Wer in einem Haus oder Appartement wohnt, das einen offenen Grundriss besitzt, sollte das bei der Möblierung unbedingt mit einbeziehen und alles harmonisch aufeinander abstimmen, auch farblich – egal ob es dann in der Küche oder im Wohn- beziehungsweise Essbereich einen Platz findet.
Sessel«D.151.4», Design: Gio Ponti
Das Leben mit Corona hat den offenen Grundriss allerdings auch auf den Prüfstand gestellt. Homeoffice und -schooling hatten zur Folge, dass viele Menschen sich nicht mehr Platz, aber ein zusätzliches Zimmer wünschten. Uns hat das gezeigt, wie wichtig flexibel nutzbare Räume sind. Aber auch, wie essenziell es ist, sich in den eigenen vier Wänden zurückziehen zu können, um Leben, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Grosse Räume können beispielsweise durch Schiebetüren zu ruhigen Orten abgetrennt werden. So kann in den eigenen vier Wänden eine Balance zwischen Raum für Gemeinschaft und Rückzug geschaffen werden. Man kann sie als blickdichte Raumtrenner einsetzen, aber auch semitransparent. Letztere haben den Vorteil, dem Raum eine gewisse Grosszügigkeit zu lassen: Der eine kann kochen, ohne den anderen im Zoom-Meeting zu stören.
TEXTILIEN «Peak»
HOLZACCESSOIRE «Mandala»
BESTECK «Feast», Design: Yotam Ottolenghi
KARAFFE «Paris»
Perfekt abgestimmt
Heidi und Konrad Stocker sind die Inhaber der Davinci Interior Design AG. Die Raumgestalterin und der Innenarchitekt erweiterten in den letzten beiden Jahren ihren Showroom in Emmen/Luzern um einen Flagshipstore der italienischen Marken Rimadesio und Molteni&C/Dada.
Zusammen mit seinem Team erarbeitet das Duo Raum- und Wohnkonzepte von der Möblierung über Parkett und Wandtapeten bis hin zu Bad, Küche, Geschirr und Serviette.
DAVINCI-SCHWEIZ
aus: Raum und Wohnen, Heft Nr. 12/21•01/22