Waldhäuser beim Blausee

Waldgeflüster

Zimmer mit Aussicht, einfach einmal anders. Anstelle des Sees vor den Augengeniesst man bei den neuen Waldhäusern im Naturpark Blausee den Blick ins Grüne, denn die Häuser sind behutsam in die Natur eingepasst und vom Wasser abgewandt.

Inmitten von Laubbäumen und Tannen stehen drei neue Waldhäuser. Ein Ensemble, das behutsam in die Umgebung eingepasst wurde. Foto: Andrea Diglas Photography.
Inmitten von Laubbäumen und Tannen stehen drei neue Waldhäuser. Ein Ensemble, das behutsam in die Umgebung eingepasst wurde. Foto: Andrea Diglas Photography.
Das Mooshaus hat auf beiden Seiten grosszügige Fenster. Es ist eingebettet zwischen zwei mit Moos überwachsenen, grossen Felsen, die vom Steinsturz vor rund 15 000 Jahren dort gelandet sind. Hinter dem Bett liegt der offene Badbereich. Foto: Andrea Diglas Photography.
Das Mooshaus hat auf beiden Seiten grosszügige Fenster. Es ist eingebettet zwischen zwei mit Moos überwachsenen, grossen Felsen, die vom Steinsturz vor rund 15 000 Jahren dort gelandet sind. Hinter dem Bett liegt der offene Badbereich. Foto: Andrea Diglas Photography.
Das Interieur wurde sorgfältig auf den Raum abgestimmt und schafft eine Brücke zwischen aussen und innen. Sofa und Beistelltisch: Phantom Hands / Project Chandigarh. Tischleuchte «Rituals». Foto: Andrea Diglas Photography.
Das Interieur wurde sorgfältig auf den Raum abgestimmt und schafft eine Brücke zwischen aussen und innen. Sofa und Beistelltisch: Phantom Hands / Project Chandigarh. Tischleuchte «Rituals». Foto: Andrea Diglas Photography.
Badzone im Steinhaus. Rechts der grosszügige Duschbereich, links Toilette und Garderobe. Das Fichtenholz wurde in der Umgebung geschlagen, der Stein stammt aus einem Steinbruch weiter oben im Tal. Armaturen, Waschbecken: Duravit. Foto: Andrea Diglas Photography.
Badzone im Steinhaus. Rechts der grosszügige Duschbereich, links Toilette und Garderobe. Das Fichtenholz wurde in der Umgebung geschlagen, der Stein stammt aus einem Steinbruch weiter oben im Tal. Armaturen, Waschbecken: Duravit. Foto: Andrea Diglas Photography.
Die Fensterfront beim Steinhaus reicht fast über die ganze Vorderseite des Baus. Rechts aussen befindet sich die grosszügige Dusche, die mit einem Vorhang allenfalls vor neugierigen Blicken schützt – zum Bespiel im Winter, wenn die Bäume keine Blätter tragen. Foto: André Maurer Photography.
Die Fensterfront beim Steinhaus reicht fast über die ganze Vorderseite des Baus. Rechts aussen befindet sich die grosszügige Dusche, die mit einem Vorhang allenfalls vor neugierigen Blicken schützt – zum Bespiel im Winter, wenn die Bäume keine Blätter tragen. Foto: André Maurer Photography.

Morgens um halb sieben: Ein keckes Eichhörnchen huscht den Baum hinauf und verschwindet, kaum ist der Vorhang zurückgezogen. Die Äste wiegen sich sanft im sachten Morgenwind, nebenan rauscht das Wasser. Noch hat es die Sonne nicht über den Berg geschafft, doch es ist schon lange hell und die Vögel haben bereits das Morgenkonzert angestimmt. Eine Elster fliegt vorbei, vielleicht angezogen von einem vermeintlichen Schatz, der so schön gefunkelt hat – war es die hübsche, goldfarbene Leuchte neben dem Bett, von wo aus man ins Grüne blickt? Man kann sich kaum sattsehen an diesem Ausblick, entdeckt immer wieder etwas Neues – einerlei, für welches der Häuser man sich entscheidet.

Drei stehen zur Auswahl: Das Stein-, Moos- oder eben das Waldhaus. Zusammen bilden sie ein Ensemble, das nahe beieinandersteht, aber trotzdem volle Privatsphäre bietet. Gerade dann, wenn der bekannte Ort im Kandertal in der Hochsaison von BesucherInnen mal wieder überschwemmt wird. Denn der Blausee ist ein beliebtes Ausflugsziel. Nicht zu Unrecht; der sagenumwobene See ist von einem tiefgreifenden und glasklaren Blau, wie es selten anzutreffen ist. Entstanden ist er vor über 15 000 Jahren durch einen Felssturz, wovon auch heute noch die zahlreichen mit sattem Moos überzogenen Gesteinsbrocken zeugen, welche den 20 Hektar grossen Naturpark ausmachen. Um den See viele Laubbäume und Tannen. Ihr Grün kontrastiert mit dem unvergleichlichen Blau des Sees, der durch eine unterirdische Quelle gespeist wird und von dem eine Sage erzählt, seine Farbe komme von den Tränen eines unglücklichen Mädchens mit tiefblauen Augen, das sich aus Liebeskummer in den See gestürzt habe. So oder so: Das Gebiet ist seit über 150 Jahren ein Magnet für Gäste. Seit 1878 steht hier am Seeufer das Haupthaus des Hotels Blausee, wo auch das Restaurant untergebracht ist, welches mit 13 Gault Millau-Punkten ausgezeichnet wurde. Seine Spezialität: Fischgerichte mit Forellen aus der zum Resort gehörenden Fischzucht. Neben dem Haupthaus ein Chalet; es wurde 2015 umgebaut und beherbergt drei grosszügige Suiten. Und nun also die drei neuen Waldhäuser, welche vom Zürcher Architekturbüro Hildebrand geplant wurden.

Inmitten der Bäume
Es sollten Rückzugsorte sein. Orte, die Geborgenheit vermitteln und einen zur Ruhe kommen lassen. Wo ginge das besser als hier, inmitten der Bäume? So hat das Team von Hildebrand Studio drei Bauten geplant, welche behutsam zwischen die Bäume eingepasst sind und auf filigranen Stahlstützen stehen. Die Namen der Häuser spiegeln ihren spezifischen Charakter wider. Das Mooshaus sitzt zwischen zwei mit Moos überwachsenen Felsen, die von beiden seitlichen Fenstern aus betrachtet werden können. Das Steinhaus steht auf hohen Stahlstützen auf einem Felsen über einem steilen Abhang und gibt den Blick auf die Baumkronen frei. Und das Waldhaus liegt inmitten der Bäume. Das verbindende Element der drei Bauten sind die grossen Fensteröffnungen – in jedem Haus mit einem anderen Fokus, aber immer mit Aussicht in die Natur, die sich mit jeder Jahreszeit verändert. Wer den Blausee sehen will, tritt einfach zur Tür hinaus – denn zu jedem Haus gehört eine kleine Terrasse mit Blick aufs Wasser.

Für den Ausbau wurden lokale Materialien verwendet: Aus der Umgebung gefälltes Kiefernholz, welches von einem lokalen Holzbauunternehmen im Nachbardorf verarbeitet wurde. Der Stein – Mitholzer-Kieselkalk – für die Bäder und Fussböden stammt von einem Steinbruch weiter oben im Tal.

Doch was wäre Architektur ohne die passende Inneneinrichtung. Hinzugezogen wurde dafür Ruth Kramer, Designerin und Eigentümerin des bekannten Bed & Breakfast in Vals. Sorgfältig und auf die Häuser abgestimmt gestaltete sie hier ein zeitloses und stimmungsvolles Interieur, welches eine Verbindung zwischen innen und aussen schafft. Schlichte Holzmöbel, zurückhaltende Farben, pointiert gesetzte Beleuchtung, warme Materialien. Betritt man den Raum, ist es, als ob sich der Puls verlangsamt. Man atmet aus, der Alltag tritt in den Hintergrund, man kommt an, inmitten der Bäume. Und wer genau hinhört, nimmt es vielleicht wahr – ein feines Waldgeflüster, das erzählt von der Jahrtausende alten Geschichte dieses mystischen Ortes hier am Blausee.

BLAUSEE

Fensterplatz: Das Bett im Waldhaus steht direkt vor dem grossflächigen Fenster und gibt den Blick frei auf die Bäume und ins Grüne. Foto: Andrea Diglas Photography.
Fensterplatz: Das Bett im Waldhaus steht direkt vor dem grossflächigen Fenster und gibt den Blick frei auf die Bäume und ins Grüne. Foto: Andrea Diglas Photography.
Blick von oben. Wer den See von seinem Waldhaus trotzdem sehen will, geht einfach zur Tür raus. Jedes Haus verfügt über eine kleine Terrasse auf der Rückseite des Hauses. Ansonsten hat man in den drei Häusern viel Privatsphäre und den uneingeschränkten Blick ins Grüne. Foto: André Maurer Photography.
Blick von oben. Wer den See von seinem Waldhaus trotzdem sehen will, geht einfach zur Tür raus. Jedes Haus verfügt über eine kleine Terrasse auf der Rückseite des Hauses. Ansonsten hat man in den drei Häusern viel Privatsphäre und den uneingeschränkten Blick ins Grüne. Foto: André Maurer Photography.

Text: Ursula Bünter, Fotos: Andrea Diglas Photography / André Maurer Photography
aus dem Magazin: Raum und Wohnen, Zeitschrift Nr. 06•07/23

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